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125 Jahre Nullmeridian - Ein Besuch beim Royal Observatory in Greenwich

Peter Osenberg

Abb. 1: Royal Observatory

Abb. 2: John Flamsteed

Abb. 3: Skulptur am Nullmeridian

Peter Osenberg, Remscheid

Der Name Greenwich ist wohl den meisten Menschen ein Begriff, vor allem dann, wenn man ihn in Verbindung mit dem Nullten Längengrad oder auch der Standard-Weltzeit (GMT - Greenwich Mean Time) nennt. Grund genug für mich, den Dingen mal etwas genauer nachzugehen und einen London-Besuch für einen Abstecher in jenen Stadtteil zu nutzen. Fernab von Tower, Big Ben und London-Eye, aber durchaus ebenfalls besucht von einer Vielzahl von Touristen.

Greenwich, seit 1997 UNESCO-Weltkulturerbe, liegt im Südosten von London und ist sehr gut mit dem Schiff über die Themse zu erreichen. Eine durchaus empfehlenswerte Alternative, bei der man die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Millionenmetropole mal aus einem anderen - und viel entspannteren - Blickwinkel betrachten kann.

Die Hauptsehenswürdigkeiten dort sind der Greenwich Park, das National Maritime Museum und natürlich das Royal Observatory (Abb. 1), welches in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts als Arbeitsplatz für die königlichen Hofastronomen gebaut wurde.

Das auch heute noch erhaltene Flamsteed House wurde 1675 von Christopher Wren im Auftrag von König Charles II. errichtet. Es beherbergt heute zwei moderne Ausstellungen zum Thema Zeit: "Time and Longitude" sowie "Time and Greenwich". John Flamsteed (Abb. 2) war der erste königliche Hofastronom, der als solcher im März 1675 berufen wurde.

"Time and Longitude" zeigt zum einen die detaillierte Vermessung und Kartographie des Himmels durch britische Astronomen, zum anderen die Entwicklung von präzisen und zugleich transportablen Uhren - beides unabdingbare Voraussetzungen für eine genaue Navigation auf See in jener Zeit. Der berühmteste der damaligen Uhrmacher war sicherlich John Harrison, dessen "H4" als die wichtigste transportable Uhr dieser Zeit gilt Aber auch andere Zeitmessinstrumente aus verschiedenen Epochen sind dort ausgestellt, so z. B. griechische Sanduhren oder auch das arabische "Astrolabe" zur Vermessung von Sonne, Mond und Sternen und zur Festlegung der Predigtzeiten und nicht zuletzt diverse Sextanten wie der 20-Zoll-Bird-Sextant, der erste Marine-Sextanten überhaupt.

In der Ausstellung "Time and Greenwich" wird die historische Notwendigkeit der genauen Zeitmessung beschrieben. Zudem werden die Personen vorgestellt, die zu jener Zeit mit den Zeitmessgeräten arbeiteten. Und es sind diverse Uhren zu sehen, große Standuhren ebenso wie moderne GPS-Geräte mit eingebauter Atomuhr.

Das macht auch die Hauptaufgabe deutlich, die die königlichen Astronomen ab dem Ende des 17. Jahrhunderts hatten - nämlich die Ermöglichung der genauen Bestimmung der eigenen Position auf der Erde zu jeder Zeit und an jedem Ort, was mit der Notwendigkeit exakter Zeitmessung und der Kenntnis von Längen- bzw. Breitengrad einherging. Da sich solche Ereignisse wie das vom 22. Oktober 1707 nicht wiederholen sollten, bei dem vier der insgesamt 21 britischen Schiffe auf dem Weg von Gibraltar nach England bei den Scilly-Inseln auf Klippen aufliefen und in kürzester Zeit untergingen. 1.450 Tote waren damals zu beklagen.

 

Titelbild Ausgabe 1/2010

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