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Geschichte der Astronomie
Zum 175. Geburtstag des Thüringer Astronomen Anton Thraen

Gerhard Conrad

Abb. 1: Anton Thraen

Betrachtet man die heutige Literatur zur Erforschung des Kosmos, zu den Berechnungen der Bahnen natürlicher und künstlicher Raumflugkörper, tauchen vor allem Namen aus den USA auf. Aber auch die Europäer haben einen großen Anteil daran, dass heute die Bahnen der Himmelskörper genau berechnet werden können.

Nicht erst, seit sich Konstantin Eduard Ziolkowski oder Wernher von Braun intensiv mit den Antrieben und Flugbahnen der künstlichen Raumflugkörper beschäftigt haben, mussten die Astronomen wissen, welchen Einfluss die anderen Objekte, die sich im Sonnensystem befinden, auf die Satelliten haben. Nein, schon viel eher, bei den Beobachtungen von Kleinplaneten und Kometen war diese Kenntnis der Einflüsse auf die natürlichen „Raumflugkörper“ wichtig. Man benötigte exakte Bahnelemente, um den Himmelskörper wiederzufinden.

Der erste, der die störenden Einflüsse der Planeten Erde, Mars, Jupiter und Saturn, sowie die der Sonne bei seinen Berechnungen berücksichtigte, war Anton Thraen, geb. am 17. Januar 1843 in Holungen (Abb. 1). Seine Bahnberechnungen waren im Vergleich zu denen anderer Astronomen sehr genau. Das ist wohl auch ein Grund, weshalb Prof. M. Wolf vom Observatorium Heidelberg/Königstuhl mit A. Thraen kommunizierte. Er schickte ihm Daten zu Beobachtungsörtern und Thraen berechnete die Bahnen. Dies tat er nachts. Tagsüber übte er seine Tätigkeit als Kaplan und später als Pfarrer von Dingelstädt aus. 1883 musste er dieses Amt von seinem 1882 verstorbenen Vorgänger offiziell übernehmen. In diesen Jahren kam er zu keinen astronomischen Berechnungen, da die Projekte der Sanierung der Pfarrkirche „St. Gertrud“ und Neubau des „St. Elisabeth“ Krankenhauses in Dingelstädt seine ganze Aufmerksamkeit erforderten. Erst in der 2. Hälfte des Jahres 1884 konnte er sich wieder seinem Hobby widmen. Einen großen Teil seiner Zeit wandte er für die korrekte Berechnung der Bahn des Wolfschen Kometen 1884 II auf.

Neben den Bahnberechnungen des Kometen Wolf wurde Thraen auch immer wieder aufgefordert, Berechnungen zu anderen Kometen und Kleinplaneten durchzuführen. Zu dieser Zeit, Ende der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts, war man immer noch auf der Suche nach einem 9. Planeten im Sonnensystem und die Problematik der Zugehörigkeit der Kometen mit hyperbolischen Bahnen zum Sonnensystem war noch nicht geklärt. Es gab einige Astronomen, die davon ausgingen, dass diese Kometen ebenfalls zum Sonnensystem gehören, beweisen konnte es aber niemand. So hatte Berberich (Astronom. Recheninstitut Berlin) überlegt, ob die hyperbolischen Bahnen nicht durch Störungen der Planeten entstanden sein konnten. Thraen ging der Sache also auf den Grund und er rechnete die Bahnen des von E. E. Barnard entdeckten Kometen 1886 II mit hyperbolischen Bahnelementen zurück. Die Bahn des Kometen, so konnte er mit dieser Methode nachweisen, wurde durch Jupiter und Saturn so verändert, dass sie von 1882 (log e 0,000001) bis 1885 (log e 0,000099) von einer elliptischen zu einer hyperbolischen Bahn umgeformt wurde. Er kam zu dem Schluss, dass diese Kometen ganz bestimmt auch Mitglieder des Sonnensystems und keinesfalls aus dem interstellaren Raum in unser System eingedrungen sind.

 

Titelbild Ausgabe 1/2018

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