Sternzeit - Zeitschrift astronomischer Vereinigungen > Archiv / Suche > Ausgabe 2/2018 > Aktuelle Seite

Himmelsmechanik
Der Metonische Finsternis-Zyklus

Joachim Gripp

Die totale Sonnenfinsternis am 21.8.2017 in den USA wurde von Millionen Menschen beobachtet. Sie gehörte zum gleichen Saros-Zyklus Nr. 145 wie die Finsternis vom 11.8.1999, die über großen Teilen Europas sichtbar war.

Der Saros-Zyklus bildet die bekannteste und längste Reihe von Sonnen- und Mond Finsternissen. Doch es gibt noch andere regelmäßige Finsternis-Serien. So kann auch der Metonische Zyklus eine kleine Folge von Finsternissen enthalten. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie stets im Abstand von 19 Jahren am gleichen Datum stattfinden.

Findet ein Neumond- oder Vollmondereignis in der Nähe eines Knotendurchganges statt, kommt es zu einer Finsternis. Bereits die Babylonier kannten den Saros-Zyklus. Der Abstand zwischen zwei aufeinanderfolgenden Sonnen- oder Mondfinsternissen in einem der Zyklen beträgt stets 18 Jahre, 11 Tage und 8 Stunden, in Tagen ausgedrückt sind dieses 6585,31 Tage. Der Grund für die regelmäßige Wiederkehr der Finsternisse liegt in der für diese Reihe sehr guten Übereinstimmung von ganzen Zahlen synodischer, drakonitischer und anomalistischer Monate. Ein synodischer Monat ist dabei der Zeitraum von einem Neumond zum nächsten, das sind im Mittel 29,5306 Tage. Ein drakonitischer Monat von einem Durchgang durch den aufsteigenden Knoten zum darauf folgenden dauert 27,2122 Tage. Ein anomalistischer Monat (Perigäum zu Perigäum) ist 27,5546 Tage lang. So erhält man:

223 synodische Monate = 6585,32 Tage
242 drakonitische Monate = 6585,36 Tage
239 anomalistische Monate = 6585,55 Tage

Der geringe Unterschied zwischen 223 synodischen und 242 drakonitischen Monaten von nur 0,04 Tagen, dieses entspricht einer knappen Stunde, führt zu dem mit 1270 Jahren und 71 Finsternissen sehr langen Saros-Zyklus. Da zusätzlich auch eine ganze Zahl anomalistischer Monate gut in den Zyklus passt, und zwei aufeinanderfolgende Finsternisse etwa zur gleichen Jahreszeit stattfinden, ist deren Ablauf zudem ähnlich. Die scheinbare Größe von Sonnen- und Mondscheibe stimmen über viele Finsternisse eines Zyklus‘ hinweg gut überein, so dass längere Serien totaler oder ringförmiger Finsternisse entstehen können.

Auch der Metonische Zyklus ist seit dem fünften Jahrhundert v. Chr. bekannt. Er enthält den Zusammenhang zwischen Mondphasen und Sonnenjahren (tropisches Jahr mit 365,2422 Tagen): 19 tropische Jahre = 6939,60 Tage 235 synodische Monate = 6939,69 Tage Daher wiederholen sich Mondphasen-Termine alle 19 Jahre. Zum Beispiel begann das Jahr 2014 am 1. Januar mit einem Neumond. 19 Jahre vorher, am 1.1. 1995 war ebenfalls Neumond und auch am 1.1. 2033 wird wieder Neumond sein. Auf alten astronomischen Uhren sind Jahreszahlen aus diesem Grunde öfters mit einer von 1- 19 laufenden „goldenen Zahl“ markiert, die die Position im Zyklus kennzeichnet und früher zur Berechnung der Osterdaten wichtig war.

 

Titelbild Ausgabe 2/2018

Dieser Text ist eine Leseprobe. Den vollständigen Text finden Sie in

Ausgabe 2 / 2018

Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis.

Die Sternzeit-Ausgabe 2 / 2018 können Sie bei Klicken zum Anzeigen bestellen.