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Raumfahrt
Die Anfänge der Weltraumfahrt der USA (Teil 12) - Die letzten Jahre des Space Shuttles

Peter Osenberg

Abb. 1: die Crew von STS-41-G: v.l.n.r. vorne: Jon McBride, Sally Ride, Kathryn Sullivan, David Leestma; hinten: Paul Scully-Power, Robert Crippen, Marc Garneau

In den bisherigen Ausgaben wurde über die Mercury-, Gemini- und Apollo-Flüge, über Skylab sowie die Anfänge des Space Shuttle Programms und das Weltraumlabor Spacelab berichtet. Im letzten Teil dieser Artikelreihe erfahren Sie, wie es mit dem Shuttle-Programm weiterging.

Nach dem erfolgreichen Verlauf der STS-9-Mission gab es bereits beim nächsten Flug Änderungen, und zwar bei der Bezeichnung. Bis dahin waren alle Flüge durchnummeriert worden, von STS-1 bis STS-9. Doch ab 1984 sollte aus der Flugbezeichnung auch das Jahr zu erkennen sein, in dem der Flug stattgefunden hatte. So erhielt der nächste Flug der Challenger, eigentlich STS-10, die Bezeichnung STS 41-B. Aus der ersten Ziffer, der 4, lässt sich dabei das Startjahr, nämlich 1984, ablesen. Allerdings war hier das fiskalische Jahr der NASA maßgeblich, welches bereits jeweils im Oktober des Vorjahres begann. Die zweite Ziffer gibt Aufschluss über den Ort des Startes, wobei die 1 für Cape Canaveral steht. Geplant war, auch in Vandenberg zu starten, hier wäre die Ziffer 2 vergeben worden, doch dazu kam es nicht. Buchstaben legten schließlich die Reihenfolge fest, in der die Missionen in dem jeweiligen Jahr starten sollten, STS 41-B (oder auch STS-10) war also der zweite für das Jahr 1984 geplante Flug. Dies musste aber nicht mit der tatsächlichen Reihenfolge übereinstimmen.

STS 41 B mit den Astronauten Brand, Gibson, Stewart, McCandless und McNair an Bord startete am 3. Februar 1984 von Startrampe 39 A. Für Brand war es der dritte Raumflug, Missionsspezialist Bruce McCandless hingegen wartete bereits unvorstellbare achtzehn Jahre auf seinen Flug, seit er im April 1966 – übrigens zusammen mit Brand – mit der fünften Gruppe zur NASA kam. Bemerkenswert an diesem Flug, bei dem unter anderem zwei „Weltraumsitze“ getestet wurden, mit denen die Astronauten außerhalb des Shuttles manövrieren konnten, ist vor allem die Landung, die erstmals in Florida stattfand: in unmittelbarer Nähe zur Startrampe. Der elfte Flug, 41-C, startete am 6. April 1984 zu einer Reparaturmission – Solar Max hieß der Satellit, der eingefangen und repariert wurde. Mit 41-D, dem zwölften Flug am 30. August 1984, bei dem die dritte Fähre in Dienst gestellt wurde, startete die zweite Frau in den Orbit: Judith Resnik, die wie Sally Ride im August 1978 ausgewählt worden war.

Sally Ride ihrerseits war dann beim dreizehnten Flug wieder dabei, der als STS-41-G am 5. Oktober 1984 mit der bis dahin größten Besatzung, nämlich Kommandant Bob Crippen (der damit bereits bei vier Missionen mit an Bord war) und Pilot Jon McBride, drei Missions- und zwei Nutzlastspezialisten, startete, worunter sich neben Ride mit Kathryn Sullivan eine weitere Frau befand. Auch diese Mission endete wieder mit einer Landung in Cape Canaveral. Am 8. November beendete der fünfte Flug eines Shuttles, STS-51-A, das Jahr 1984, was bedeutete, dass sich die Anzahl der Flüge bis dahin in jedem Jahr um einen erhöht hatte. Waren es 1981 gerade mal zwei Flüge, so starteten 1982 schon drei und 1983 vier Shuttle in den Orbit. Die Maschinerie kam so langsam ins Laufen.

Thomas Mattingly und seine Crew, die schließlich mit STS 51-C am 24. Januar 1985 starteten, hatten lange warten müssen. Ursprünglich sollten sie bereits mit STS-10 zwei Jahre zuvor starten, doch inzwischen geriet der Zeitplan immer mehr aus den Fugen. Im Wesentlichen waren zwei Gründe dafür verantwortlich: zum einen musste die Challenger, mit der die Crew eigentlich starten sollte, nach ihrem sechsten Flug zur Generalüberholung. Über viertausend Hitzeschutzkacheln mussten ausgetauscht werden. Der andere Grund war die geheime Fracht, nämlich ein militärischer Satellit, der in einer geostationären Umlaufbahn ausgesetzt wurde. Und nach den Problemen bei TDRS-1 im April 1983 wollte man nun auf Nummer sicher gehen. Der Start, der sich aufgrund eines überaus kalten Winters in Florida um einen Tag verzögerte, verlief schließlich erfolgreich. Der Mission, die (als STS-51-L) fast genau ein Jahr später starten sollte, war dieses Glück bei ähnlichen Wetterbedingungen nicht hold. Doch dazu an späterer Stelle mehr.

Nach nur drei Tagen im Orbit landete die Discovery am KSC in Florida, wo sie bereits Anfang April 1985 für den nächsten Start wieder bereitstehen sollte. Der Flug war zugleich Mattingly‘s letzte Mission bei der NASA, so dass im Frühjahr 1985 von den „Veteranen“ des US-Raumfahrtprogramms nur noch John Young übrig war. Daneben verfügten auch Owen Garriot, Joe H. Engle, Joseph P. Kerwin, Bruce McCandless und Paul J. Weitz über einige Flugerfahrung.

Auch bei den folgenden Flügen setzte die NASA ihre Tradition fort, dass ein Shuttle-Pilot bei einem der nächsten Flüge sein eigenes Kommando bekam, wenngleich die klare Linie der Ära Slayton abhanden gekommen war. Von den Piloten der ersten acht Flüge waren bisher nur Truly, Crippen, Hartsfield und Hauck zu weiteren Missionen gestartet. Korol Bobko wurde Kommandant des sechzehnten Fluges am 12. April 1985, Robert Overmyer der des siebzehnten Fluges am 29. April 1985. Daniel Brandenstein und Gordon Fullerton wurden Kommandanten des achtzehnten und des neunzehnten Fluges. Bemerkenswert ist bei den Flügen sechzehn und siebzehn insbesondere, dass die NASA erstmals zwei Shuttle innerhalb von gut zwei Wochen gestartet hatte.

Ebenso erwähnenswert ist die Tatsache, dass mit der nächsten Mission, STS 51-G, am 17.06.1985 der einhundertste NASAAstronaut ins All bzw. in den Orbit startete. Diese Ehre teilen sich John Oliver Creighton, Ray Nagel, Shannon Wells Lucid, Patrick Baudry und Prinz Sultan Salman Abdel Aziz Al-Saud, der dritte Nicht-Amerikaner nach Merbold und dem Kanadier Garneau. Die Missionen siebzehn und neunzehn beinhalteten wiederum das Spacelab. Spacelab 3 befand sich – bestehend aus dem langen Modul und einer zusätzlichen Palette mit dazugehörigem Equipment – an Bord von STS 51-B. Spacelab 2 hatte lediglich Paletten und einen sogenannten Iglu aufgenommen. Mit Mission 20 hob STS 51-I am 27. August 1985 wiederum die Discovery ab. Das vierte flugtaugliche Space Shuttle (die Enterprise nicht eingerechnet) startete als STS 51-J rund fünf Wochen später zu seinem Jungfernflug. Die Atlantis mit Kommandant Bobko verließ die Startrampe 39 A am 03. Oktober 1985 zu ihrem viertägigen Flug und hatte unter anderem zwei militärische Kommunikationssatelliten an Bord.

 

Titelbild Ausgabe 2/2021

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