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Astro-Forschung
eRosita: Sieben Röntgenaugen durchmustern den Himmel (2)

Peter Friedrich

Abb. 11: Ankunft des Spezialcontainers per Flugzeug in Baikonur [Roskosmos]

Über die langjährige Entwicklung und den Bau des Röntgenteleskops eROSITA wurde in der letzten Ausgabe der sternzeit bereits ausführlich berichtet. Im Sommer des Jahres 2019 war es dann endlich soweit und das Teleskop konnte an Bord einer Proton-Rakete von Baikonur aus seine große Reise antreten. Der Autor des Artikels war live dabei.

Start in Baikonur

Der Transport des gesamten Satelliten zum Kosmodrom Baikonur erfolgte im April 2019. Nach dem Einbau in die Rakete – eine leistungsstarke Proton-M – sollte am 21. Juni der Start erfolgen. Wegen einer unvorhergesehenen Schwierigkeit mit einer teilweise entladenen Batterie wurde der Start vorsichtshalber um etwa drei Wochen verschoben. In der Zwischenzeit musste die Rakete von der Startrampe zurückgeholt und nach Beheben des Problems auf dem Schienenweg wieder zum Startplatz gebracht und aufgerichtet werden. Bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen um 40 °C erfolgte am 13. Juli 2019 ein Bilderbuchstart aus der kasachischen Steppe. Auch die weiteren Manöver funktionierten einwandfrei, sodass alsbald die Instrumente in Betrieb genommen werden konnten.

Inbetriebnahme und Testphase

Ein einfaches Einschalten mit einem Knopfdruck gab es bei eROSITA nicht. Der erste Schritt war das Öffnen des Teleskopdeckels nach einigen Wochen. Dann wurde das gesamte Temperaturregelungs-System Schritt für Schritt in Betrieb genommen. Auch das Bewegen des Filterrads wurde ausprobiert, bevor die erste der sieben Kameras eingeschaltet wurde – zunächst noch bei geschlossenem Filterrad. Nach vielen Tests und einigen Schreckmomenten, in denen Kameras ein unerwartetes Verhalten zeigten, wurde ab Mitte Oktober das First Light mit allen sieben Kameras vorbereitet und am 22. Oktober 2019 der Öffentlichkeit präsentiert.

Betrieben wird der Satellit von NPO Lawotschkin, zum Datenempfang werden zwei große russische Empfangsantennen eingesetzt, welche die schwachen Signale aus 1,5 Mio km Distanz empfangen können. Ein Abkommen mit der ESA ermöglicht es aber auch, deren Antennen zu nutzen, wenn es zum Ausfall einer russischen Antenne kommt. So wird sichergestellt, dass keine wertvollen Beobachtungsdaten verloren gehen.

Die Daten werden dann an das IKI in Moskau weitergeleitet, wobei eROSITA-Daten unmittelbar zum MPE weitergereicht werden. Am MPE gibt es einen Kontrollraum, in dem jeden Tag von zwei Operateuren eine Verbindung nach Moskau aufgebaut und der eintreffende Datenstrom überprüft wird. Dabei wird besonderes Augenmerk auf den „Gesundheitszustand“ des Teleskops gelegt, und je nach Bedarf werden Kommandos für das Teleskop vorbereitet, die schließlich über die russischen Antennen an den Satelliten gehen. Seit Mitte März 2020 arbeiten im Kontrollraum am MPE allerdings oft nur die Computer und keine Operateure, weil es glücklicherweise gelungen ist, den Betrieb auch aus dem Homeoffice zu gewährleisten.

 

Titelbild Ausgabe 2/2021

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