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Sternzeit-Himmel
Aktuelle Beobachtungshinweise für das 3. Quartal 2017

Heiko Ulbricht

Abb 1: Beeindruckende Konstellationen vom 17.09. bis 19.09. erwarten den Beobachter am Morgenhimmel, wenn die sehr schmale Mondsichel nacheinander Venus, Regulus, Mars und Merkur besucht. Die günstigste Beobachtungszeit ist jeweils um 05:15 Uhr MEZ.

Alle Zeitangaben für 51°N und 10°E!

Planeten

Merkur wird im September am Morgenhimmel sichtbar. Am 12.09. erreicht Merkur seine größte westliche Elongation von knapp 18°. Etwa ab dem 10.09. kann er in der Morgendämmerung aufgesucht werden.
In der Folgezeit kommt es zusammen mit Venus, Mars, der sehr schmalen Mondsichel und Regulus zu recht engen und damit sehenswerten Begegnungen. Auf alle Begegnungen hier ausführlich einzugehen, würde das Platzbudget sprengen. Hingewiesen sei auf die engen Begegnungen des flinken Planeten am Morgen des 18. und 19. September mit den genannten Himmelskörpern, wozu auch die Grafik dienen möge (Abb. 1). Visuell wie fotografisch ein bemerkenswerter Anblick. Weitere enge Konjunktionen finden sich in der Übersicht „Besondere Ereignisse“.
Bis zum 22.09. steigt seine Helligkeit auf -1.1 mag an. Noch etwa bis zum 25.09. kann er am Morgenhimmel aufgesucht werden, dann verschwindet er allmählich im Licht der Sonne.

Venus ist weiterhin Morgenstern. Während sich zu Beginn ihre Aufgangszeiten nur unwesentlich verspäten, tun sie dies Ende des Quartals sehr deutlich, denn der Planet wandert wieder in südliche Gefilde des Tierkreises. Bis zum Quartalsende schrumpft der Durchmesser des Venusscheibchens auf 11“, die Helligkeit geht auf -3.9 mag zurück.
Am Morgen des 20.09. kommt es zu einer engen Begegnung des Morgensterns mit dem Hauptstern des Löwen, Regulus. Der Abstand beträgt 28‘, also etwa eine Vollmondbreite. Auch begegnet die schmale Mondsichel der Venus regelmäßig, die Termine kann man ebenfalls den Besonderen Ereignissen entnehmen.

Mars befindet sich zunächst am 27.07. in Konjunktion zur Sonne, ist also unsichtbar. Nach Mitte September erscheint er langsam am Morgenhimmel und beginnt mit Merkur, Venus, der Mondsichel und Regulus ein hübsches Stelldichein. Insbesondere die Begegnungen mit Merkur sind sehenswert. Zum Beobachten derselben empfiehlt sich ein lichtstarkes Fernglas, denn Mars leuchtet zu Beginn seiner neuen Sichtbarkeitsperiode mit gerade mal +1.8 mag. Zusammen mit Regulus, Venus und der schmalen Mondsichel bieten sich so nette Himmelsanblicke. Bemerkenswert ist auch die enge Begegnung des roten Planeten mit Merkur am Morgen des 16.09. mit nur knapp 29‘ Abstand. Der September bietet uns also sehr sehenswerte enge Konjunktionen, deren Beobachtungen sicher zu den Highlights im Quartal zählen.

Jupiter ist nach wie vor am Abendhimmel in der Nähe von Spica in der Jungfrau sichtbar. Allerdings verkürzt sich die Sichtbarkeitsperiode des Gasriesen rasant. Seine Untergänge erfolgen nun immer zeitiger noch vor Mitternacht. Am Abend des 25.08. kann man den Planeten tief über dem Westhorizont in der Nähe der Mondsichel beobachten. Spica komplettiert die Dreierkonstellation an diesem Abend. Etwa ab dem 20.09. wird er unsichtbar und entzieht sich unseren Blicken. Seine Konjunktion mit der Sonne in der Jungfrau erreicht der Gasriese am 26. Oktober.

Saturns Opposition fand erst im Juni statt. Der Ringplanet kann noch immer ausreichend gut am Nachthimmel beobachtet werden. Im Laufe des Quartals zieht er sich jedoch allmählich aus der zweiten Nachthälfte zurück und wird ein Objekt der ersten. Am 25.08. kommt er im Sternbild Schlangenträger zum zweiten Stillstand und beendet seine Oppositionsperiode.

Uranus beginnt im Juli seine neue Sichtbarkeitsperiode am Morgenhimmel. Wir finden ihn mittlerweile recht hoch (gegenüber den letzten Jahrzehnten) am Himmel im Sternbild Fische bei rund +10° Deklination. Am 03.08. erreicht er seinen ersten Stillstand, wird rückläufig und setzt zu seiner diesjährigen Oppositionsperiode an. Im Laufe des Septembers wird er zu einem Objekt der gesamten Nacht. Seine Opposition erreicht der dann +5.7 mag helle Planet am 19. Oktober.

Neptun strebt im 3. Quartal seiner Opposition entgegen, welche er am 05.09. erreichen wird. Am Tag der Opposition erreicht der sonnenferne Planet im Sternbild Wassermann eine Helligkeit von +7.8 mag. Mit heutiger Beobachtungstechnik bereitet es großen Amateurteleskopen auch keine Probleme mehr, den größten Neptunmond Triton aufzuspüren. Seine Helligkeit beträgt 13.4 mag.

Zwergplanet Pluto kann im dritten Quartal optimal im Schützen aufgesucht werden, denn am 10.07. steht er in Opposition. Seine Oppositionshelligkeit erreicht jedoch nur 14.2 mag und sinkt auch in den kommenden Jahren weiter ab. Er entfernt sich auf seiner stark elliptischen Bahn von der Sonne und somit auch von der Erde. Die Entfernung beträgt 32.35 AE. Das Licht benötigt für diese Strecke 4h 29min.

Der Sternenhimmel

Das bekannte Sommerdreieck finden wir Mitte des Quartals gegen 22 Uhr im hohen Süden. Gebildet aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler, liegen diese drei Sternbilder inmitten der Milchstraße, die sich fast senkrecht über den Südhorizont erhebt. Einen besonderen Detailreichtum zeigt die Milchstraße im Bereich der Sternbilder Schwan und Adler. Gerade der Schwan bietet uns etliche schöne Objekte an, die mit einem lichtstarken Fernglas betrachtet, zu den schönsten Objekten am Sommerhimmel zählen. An vorderster Stelle wäre der Nordamerikanebel NGC 7000 zu nennen (Abb. 2). Ähnlich wie beim Orionnebel handelt es sich hierbei um eine Ansammlung interstellarer Materie, jedoch ist die Flächenhelligkeit deutlich geringer. Die Sternarmut am westlichen Rand des Nebels wird durch vorgelagerte Dunkelwolken erzeugt.

Am Sommerhimmel können noch zwei weitere Dunkelwolken beobachtet werden. Eine liegt etwa 6° nördlich von NGC 7000 und ist sehr deutlich in der sonst sternreichen Gegend zu erkennen. Es handelt sich dabei um den „Nördlichen Kohlensack“, der sich etwa 1800 Lichtjahre von uns entfernt befindet. Eine weitere Dunkelwolke, die als „Dreiteilige Dunkle Höhle“ bezeichnet wird, befindet sich 1.5° westlich des Sterns Gamma Aql. Im Gegensatz zu den Dunkelwolken finden wir dagegen unterhalb des Adlers eine besonders helle Milchstraßenregion vor, die Schildwolke. Mit dem Fernglas erkennen wir hier eindrucksvolle offene und kugelförmige Sternhaufen. Weiter südlich davon auch leuchtende Gasnebel, H-II-Regionen. Deren Betrachtung zählt zu den eindrucksvollsten Beobachtungen am sommerlichen Himmel.

Die partielle Mondfinsternis am 07. August

Nur das Ende der Finsternis ist in den Abendstunden während der noch hellen Dämmerung beobachtbar. Sie beginnt weit vor Mondaufgang mit dem Eintritt des Mondes in den Halbschatten der Erde. Auch die größte Phase findet knapp vor Mondaufgang um 19h21m Uhr statt. Der Mond steht dann mit knapp 25% seines scheinbaren Durchmessers des südlichen Teils im Kernschatten der Erde. Aufgrund der noch hellen Dämmerung nach Mondaufgang ist die Beobachtung schwierig und kaum lohnenswert. Sie ist sichtbar in Europa, Afrika, Australien und Asien, im Indischen Ozean sowie in der Antarktis. Der Mond wandert nördlich am Zentrum des Kernschattens vorüber.

Die totale Sonnenfinsternis am 21. August

Die Finsternis ist ohne Zweifel der astronomische Höhepunkt des Jahres 2017. Die Totalitätszone verläuft vom nordöstlichen Pazifik beginnend weiter quer durch die Vereinigten Staaten bis weit in den Atlantik hinein. Der Kernschatten des Mondes berührt erstmals zu Sonnenaufgang im nordöstlichen Pazifik die „Erde“, oder besser gesagt die Wasseroberfläche. Die Breite des Kernschattens beträgt hier 62 km. Die Totalität beträgt dabei 53s.

Der Höhepunkt der Finsternis (größte Phase) findet in Kentucky statt, wo die Sonne 64° über dem südlichen Horizont steht. Die Breite des Kernschattens des Mondes erreicht mit 115 km ihr Maximum, die Totalität dauert 2 min 40s. Mitten im Atlantik verlässt der Kernschatten des Mondes zu Sonnenuntergang wieder die Wasser- und damit Erdoberfläche und zieht sich ins Weltall zurück. Dabei hat er noch 59 km Durchmesser.

Etwas weniger als 14.000 km legt der Kernschatten auf der Erdoberfläche zurück. Dazu benötigt er etwa 3 1⁄4 Stunden, die er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4.260 km/h bewältigt. Ganz im Westen Europas kann zum Sonnenuntergang eine geringfügige Verfinsterung der Sonne durch den Mond beobachtet werden. Diese Finsternis ist der unmittelbare Nachfolger der totalen Sonnenfinsternis des Jahres 1999 im Saroszyklus 145, welche damals über Deutschland und Österreich verlief.

Die Perseiden 2017

Wie in jedem Jahr können in den ersten Augusttagen – in diesem Jahr zwischen dem 8. und 12. August – besonders viele Sternschnuppen beobachtet werden, zu denen die allermeisten zum bekanntesten Strom des Jahres, den Perseiden, gehören. Das Maximum ist in den Morgenstunden des 11.08. zu erwarten. Jedoch stört der Mond, drei Tage nach Vollmond, die Beobachtung in diesem Jahr erheblich, auch wenn mit etwas mehr Meteoren gerechnet werden kann. Ursprung des Perseidenstroms ist im Übrigen der Komet 109P/Swift-Tuttle.

Sonne

Datum Dämmerungsanfang Aufgang Kulmination Untergang Dämmerungsende
01.07. - 04h 06min 12h 23min 20h 40min -
15.07. - 04h 20min 12h 25min 20h 31min -
01.08. 02h 00min 04h 43min 12h 26min 20h 08min 22h 49min
15.08. 02h 46min 05h 04min 12h 24min 19h 43min 22h 00min
01.09. 03h 30min 05h 31min 12h 19min 19h 07min 21h 08min
15.09. 04h 00min 05h 52min 12h 15min 18h 36min 20h 29min
30.09. 04h 28min 06h 16min 12h 09min 18h 02min 19h 50min
           

Beginn der Sonnenrotation Nr. 2193: 2017 Juli 20, 07h 08min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2194: 2017 August 16, 12h 28min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2195: 2017 September 12, 18h 30min

Mond-Phasen

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel
  01.07. 01h 51min 09.07. 05h 07min 16.07. 20h 26min
23.07. 10h 46min 30.07. 16h 23min 07.08. 19h 11min 15.08. 02h 15min
21.08. 19h 30min 29.08. 09h 13min 06.09. 08h 03min 13.09. 07h 25min
20.09. 06h 30min 28.09. 03h 54min    

Mond-Apsiden

Apogäum Perigäum
Datum MEZ Entfernung in km Datum MEZ Entfernung in km
06.07. 05h 24min 405932 21.07. 18h 11min 361240
02.08. 18h 54min 405027 18.08. 14h 17min 366125
30.08. 12h 27min 404308 13.09. 17h 07min 369859
27.09. 07h 52min 404345      

Besondere Ereignisse

01.07.2017
21h 30min: Mond bei Jupiter (6°)

03.07.2017
21h 00min: Erde im Aphel (Sonnenferne, 152.093.000 km)

06.07.2017
ganze Nacht: Mond bei Saturn

10.07.2017
06h 00min: Pluto in Opposition zur Sonne

13.07.2017
ab 23h 00min ganze Nacht: Mond bei Neptun (2.8°)

17.07.2017
ab 00h 00min: zweite Nachthälfte Mond bei Uranus (5°)

20.07.2017
03h 00min: Mond bei Aldebaran und Venus (Abstand Aldebaran 1.8°, Abstand Venus 6°)

25.07.2017
21h 00min: Mond bei Merkur sehr knapp über dem Westhorizont (sehr schwierig zu sehen, 5.4°)

27.07.2017
01h 44min: Mars in Konjunktion zur Sonne (1.1° nördlich)

28.07.2017
21h 00min: Mond bei Jupiter (2.5°)

30.07.2017
06h 20min: Merkur in größter östlicher Elongation (27°)

02.08.2017
14h 00min: Merkur im Aphel
22h 00min: Mond bei Saturn (6°)

03.08.2017
11h 00min: Uranus Stillstand, anschließend rückläufig, Beginn der Oppositionsperiode

07.08.2017
19h 21min: Partielle Mondfinsternis, in Mitteleuropa teilweise kurz nach Mondaufgang sichtbar

09.08.2017
ab 21h 00min: Mond nah bei Neptun (2.1°, engste Annäherung am 10. um 00h 18min mit 1.6°)

11.08.2017
Morgenstunden: Maximum des Meteorstromes der Perseiden

12.08.2017
ab 22h 15min: ganze Nacht Mond bei Uranus (7.6°)

15.08.2017
00h 00min: Mond in den Hyaden

19.08.2017
04h 00min: Mond bei Venus (3°)

21.08.2017
19h 25min: Totale Sonnenfinsternis, in Mitteleuropa unsichtbar. Sichtbar in Nordamerika (USA)

25.08.2017
20h 00min: Mond bei Jupiter (3°)
16h 00min: Saturn Stillstand, anschließend rechtläufig, Ende der Oppositionsperiode

26.08.2017
22h 00min: Merkur in unterer Konjunktion zur Sonne

30.08.2017
20h 00min: Mond bei Saturn (3.3°)

04.09.2017
17h 00 min: Merkur Stillstand, anschließend rechtläufig

05.09.2017
06h 00min: Neptun in Opposition zur Sonne
ab 20h 00min: ganze Nacht: Mond bei Neptun

09.09.2017
ab 20h 30min: ganze Nacht: Mond bei Uranus

12.09.2017
11h 00min: Merkur in größter westlicher Elongation (18°)

15.09.2017
13h 00min: Merkur im Perihel

17.09.2017
05h 15min: Merkur sehr nah bei Mars (20‘)!

18.09.2017
05h 15min: Schmale Mondsichel bei Venus und Regulus, Abstand Regulus 34‘, Abstand Venus 2.9° (sehenswert!)

19.09.2017
05h 15min: Schmale Mondsichel bei Merkur und Mars, Abstand Merkur 3.3°, Abstand Mars 5.4° (sehenswert!)

22.09.2017
19h 00min: Mond bei Jupiter (schwierig, knapp über dem Westhorizont!)
21h 02min: Äquinoktium, astronomischer Herbstanfang

26.09.2017
19h 30min: Mond bei Saturn, bis Monduntergang (4.1°)

28.09.2017
09h 00min: Pluto Stillstand, anschließend rechtläufig, Ende der Oppositionsperiode

 

Titelbild Ausgabe 3/2017

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