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Titelstory
Die Relativitätstheorie und ihre Gegner

Heinz Beister

„Gewiß hast auch du, lieber Leser, als Knabe oder Mädchen mit dem stolzen Gebäude der Geometrie EUKLIDS Bekanntschaft gemacht und erinnerst dich vielleicht mit mehr Achtung als Liebe an den stolzen Bau, auf dessen hohen Treppen du von gewissenhaften Fachlehrern in unzähligen Stunden umhergejagt wurdest. Gewiß würdest du kraft dieser deiner Vergangenheit jeden mit Verachtung strafen, der auch das abgelegenste Sätzchen dieser Wissenschaft für unwahr erklärte. Aber dieses stolze Gefühl der Sicherheit verließe dich vielleicht sogleich, wenn einer dich fragte: ‚Was meinst du denn mit der Behauptung, dass diese Sätze wahr seien?‘ Bei dieser Frage wollen wir ein wenig verweilen.“
(A. Einstein)

So beginnt Albert Einsteins erstmalig 1917 erschienenes Buch „Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie“ [1]. Die Relativitätstheorie erfordert ein radikales Neudenken physikalischer Zusammenhänge und die uns aus dem Alltag so vertrauten Begriffe wie z.B. Zeit, Raum, Länge und Masse müssen neu verstanden werden. Im Sinne von Thomas S. Kuhns Essay „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“ [2] stellt die Relativitätstheorie einen „Paradigmenwechsel“ dar. Die neue Theorie sieht elementare Grundbegriffe anders als die bis dahin anerkannte Wissenschaft in ihren Lehrbüchern. Dementsprechend wütend reagierte ein Teil der Fachwelt, wohl auch angesichts der durch die Presse beförderten Popularität der Relativitätstheorie.

Kritik am „Einsteinismus“

Im Jahre 1931 erschien ein Büchlein mit dem Titel „Hundert Autoren gegen Einstein“ [3], dessen Herausgeber Dipl. Ing. Dr. Hans Israel im Vorwort schreibt: „Es ist ein in der Geistesgeschichte der Menschheit einzig dastehender Fall, dass eine Theorie als kopernikanische Tat ausgerufen und gefeiert wird, die selbst im Falle ihrer Geltung niemals unser Natur- und Weltbild umzugestalten vermag; in deren Wesen es liegt, so schwer-, ja unverständlich für die Allgemeinheit zu sein, dass ihre Popularität kaum begreiflich erscheint. Die Suggestivkraft eines immer wieder plakatierten Namens, das mißverständliche und mißverstandene Schlagwort der ‚Relativität‘, snobistische Bewunderung halberfasster Paradoxien beugen den einfachen, ratlosen Verstand“.

Die spezielle Relativitätstheorie wurde von Einstein 1905, die allgemeine Relativitätstheorie 1916 publiziert. Da ist es erstaunlich, wie aufgeregt die Fachwelt noch Jahrzehnte später reagiert. Aus besagter Gegenschrift einige Zitate als Beispiel:

„Die Methode der Deduktion Einsteins ist durchaus unschlüssig und die Methode des Disputs, die er befolgt, ist unsachlich“ (Emanuel Lasker [3, S.20])

„Diese RTH (Relativitätstheorie Red.) ist das kranke Produkt einer kranken Zeit“ (Lothar Mitis [3, S.35]

„Das Raumzeitding der RTH widerspricht der unbezweifelbaren Kant-Schopenhauerschen Lehre von Raum, Zeit und Materie.“ (Vincenz Nachreiner [3, S.36])

„Die RTH bemüht sich um die Lösung eines Scheinproblems. Deshalb muss sie mit der Durchschauung des Scheines das Schicksal des Problemes teilen, beiseite gelegt zu werden.“ (K.O.Petraschek [3, S.38])

„Die Anerkennung der RTH wird als eine der merkwürdigsten Verirrungen des menschlichen Geistes denkwürdig bleiben.“ (Walther Rauschenberger, [3, S.40])

„Sätze, die einander widersprechen, sind der Kern und das Wesen in Einsteins lächerlichem Bau.“ (Arvid Reuterdahl, [3, S.43])

„Was noch mehr zu bekämpfen ist als diese unsinnige Theorie selbst, das ist die Dreistigkeit eines Teils der Presse, die sich alle erdenkliche Mühe gibt, solch ein nie dagewesenes Meisterstück von Unlogik als die Weltanschauung der Zukunft auszuposaunen und unter Verschweigung, dass die Gegnerschaft weit größer ist als die ernst zu nehmende Anhängerschaft, die Öffentlichkeit irrezuführen.“ (Erich Ruckhaber [3, S.49])

 

Titelbild Ausgabe 3/2018

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