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Besuch beim französischen Radioobservatorium Nancay

Jörg Stegert

Abb. 1: Blick auf das Besucherzentrum mit Entfernungsschildern zu verschiedenen kosmischen Objekten.

Zirka 50 km südlich der zentralfranzösischen Stadt Orléans und etwa 5 km nördlich der Kleinstadt Vierzon befindet sich das Gelände des französischen Radioobservatoriums beim kleinen Dorf Nancay. Ein Besucherzentrum namens „PÔLE DES ÈTOILES“ wirbt im Internet (www.poledesetoiles.fr) um Besucher, und so beschloss ich mit meiner Familie anlässlich eines Frankreichurlaubes, diesem Radioobservatorium während der letzten Herbstferien einen Besuch abzustatten.

Mitten in den ebenen und weiten Eichenwäldern der Lorraine, etwas abseits der großen Verkehrsachsen, liegt der kleine malerische Ort Nancay mit hübschen, für diese Region typischen Fachwerkhäusern sowie einer kleinen romanischen Kirche im Zentrum. Auf der kleinen Departementstraße 29 Richtung Norden erreicht man von diesem Ort nach ca. zwei Kilometern zur rechten Hand das Observatoriumsgelände, an dessen südlichem Ende sich das Besucherzentrum befindet.

Betrieben wird das Observatorium gemeinsam vom l´Observatoire de Paris und der nationalen Forschungsbehörde CNRS. Auf dem Gelände werden dabei vier Radioteleskope betrieben: der Radio-Heliograph, das Dezimeter-Radioteleskop, das Dekameter-Radioteleskop und eine Station des europaweiten LOFAR-Teleskops.

Vom Parkplatz des Besucherzentrums aus erblickt man hinter den Bäumen schon die 35 m hohe und 400 m lange sphäroide Gitterkonstruktion des Radiospiegels, des größten und auffälligsten Teleskops auf dem Gelände: es ist der Radiospiegel des Dezimeter-Radioteleskops. Das Besucherzentrum selbst ist ein großzügiger und moderner Flachbau aus Beton und Glas, dessen nüchterne Architektur sehr gut zu diesem Ort der Wissenschaft passt (Abb. 1). Wenn man den Eingang des Zentrums erreichen will, muss man eine feinmaschige Gittertür passieren. Dem Nichteingeweihten wird deren Bedeutung als Teil eines Faradayschen Käfigs zur Abschirmung von Störstrahlung für die Teleskope in der Ausstellung vermittelt. Spätestens dann ist auch jedem Besucher klar, warum die Benutzung des Handys auf dem gesamten Gelände strikt untersagt ist.

Das Besucherzentrum gliedert sich in eine weiträumige Eingangshalle mit der Kasse, einem angeschlossenen Souvenirshop sowie einem Aufenthaltsbereich für Besuchergruppen. Zum Zeitpunkt unseres Besuches, kurz vor den französischen Herbstferien, waren wir - neben einer Realschulklasse aus dem benachbarten Departement - die einzigen Besucher. Der Empfang war sehr freundlich und erfolgte aufgrund der eigenen unzulänglichen Kenntnisse der französischen Sprache erfreulicherweise problemlos auf Englisch. Eine englischsprachige Broschüre führte uns dann durch die Ausstellung und enthielt auch die wichtigsten technischen Details der Teleskope.

Die Ausstellungräume sind didaktisch klar und anschaulich gestaltet und beschreiben neben der Entwicklung auch die Bedeutung der wichtigsten Beobachtungsmethoden der Astronomie. Dabei wird auch angemessen auf die optische Astronomie eingegangen. Die genaue Funktion und Aufgabe der vier hier arbeitenden Teleskope nehmen in der Ausstellung natürlich den größten Raum ein und werden dabei genau beschrieben. Ergänzt wird dies durch große Modelle aller vier Teleskope. Zur Veranschaulichung sind diese besonders wichtig, da nur zwei von ihnen für den Besucher unmittelbar sichtbar sind. Die anderen liegen - für den Besucher unsichtbar - im Wald versteckt. Doch direkt vor dem Besucherzentrum gibt es Schaustücke der Einzelantennen des LOFAR- und Dekameter-Radioteleskops in Originalgröße.

Neben einem Vortragsraum für die pädagogische Arbeit mit Besuchergruppen gibt es noch ein mit einem digitalen Projektor ausgestattetes kleines Projektionsplanetarium mit Sitzplätzen für knapp 30 Personen. Das Personal war so nett, extra für uns einen deutschsprachigen Film der Europäischen Südsternwarte ESO über das neue ALMA-Teleskop in Chile in diesem Planetarium vorzuführen. Danach blieb uns noch etwas Zeit, die Ausstellung genauer anzuschauen. Didaktisch besonders interessant fand ich dort die Möglichkeit, selbst durch Spektroskope Emissionlinienspektren zu betrachten und die Zeitverzögerung bei der Beobachtung kosmischer Objekte durch die Endlichkeit der Lichtgeschwindigkeit zu erleben. Einer der Räume beherbergt wechselnde Ausstellungen und hier waren zur Zeit unseres Besuches die Erkenntnisse der arabischen Astronomie in Modellen und Abbildungen sehr anschaulich dargestellt.

 

Titelbild Ausgabe 3/2019

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