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Raumfahrt
Abschied von Sigmund Jähn

Peter Osenberg

Foto: Sigmund Jähn 2015 bei einer Dankesrede für Alexander Gerst

Schon wieder muss die „Raumfahrt-Gemeinde“ Abschied von einem der ihren nehmen: Einem, der im Osten Deutschlands ein Held, im Westen dagegen lange Zeit fast unbekannt war. Am 21. September 2019 ist der Kosmonaut Sigmund Jähn, der erste Deutsche im All, im Alter von 82 Jahren verstorben.

Am 26. August 1978 startete Jähn mit der sowjetischen Kapsel „Sojus 31“ als erster Deutscher zusammen mit dem Sowjetrussen Waleri Bykowski (der bereits im März 2019 verstorben ist) zur Raumstation „Saljut 6“. Er verbrachte dabei fast acht Tage im Erdorbit und umkreiste die Erde 125 Mal. Die Landung in der kasachischen Steppe am 3. September 1978 war aufgrund eines technischen Defektes so hart, dass er dabei einen bleibenden Wirbelsäulenschaden erlitt. Das Wissenschaftsprogramm der Expedition umfasste neben dem Einsatz der Multispektralkamera MKF 6 zur Erderkundung auch Experimente zur Kristallzüchtung sowie medizinische Versuche. Erst fünf Jahre später, im November 1983, folgte mit Ulf Merbold der erste westdeutsche Astronaut, der mit dem Space Shuttle Columbia zehn Tage im Orbit verbrachte.

Der am 13. Februar 1937 im vogtländischen Erzgebirge geborene Jähn erlernte von 1951 bis 1954 den Beruf des Buchdruckers, ehe er 1955 zu den Luftstreitkräften der damaligen DDR kam. Zwischen 1961 und 1965 war er dort in leitender Funktion tätig und machte parallel dazu sein Abitur nach. Anschließend studierte er – u.a. in Moskau – und schloss sein Studium als Dipl. Militärwissenschaftler ab. Zwischen 1970 und 1976 war er Inspekteur für die Jagdfliegerausbildung und kam so als Oberstleutnant 1976 in die engere Wahl zur Kosmonauten-Ausbildung, für die er dann letztendlich zusammen mit Eberhard Köllner ausgewählt wurde.

Zurück auf der Erde wollte Jähn später gern noch einmal fliegen, allerdings kam es durch verschiedene Umstände, so auch das Ende der DDR, nicht mehr dazu. Doch schon zu Lebzeiten erhielt er mehrere Auszeichnungen, so u.a. als „Held der DDR“ und „Held der Sowjetunion“. Schulen, Freizeitzentren und Straßen wurden nach ihm, der nie gerne im Rampenlicht stand, benannt.

1983 promovierte Jähn am Zentralinstitut für Physik der Erde der Akademie der Wissenschaften der DDR in Potsdam auf dem Gebiet der Fernerkundung der Erde zum Dr. rer. nat.; 1985 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Association of Space Explorers. 1986 wurde er zum Generalmajor befördert und war nach 1990 (nach Auflösung der Nationalen Volksarmee der DDR) noch bis ins hohe Alter als Berater für die bundesdeutsche Luft- und Raumfahrtorganisation (DLR) sowie die European Space Agency (ESA) tätig.

 

Titelbild Ausgabe 1/2020

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