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Unser Sonnensystem
Die Marsopposition 2020 - ein Praxisbericht

Felix Bosse, Mark Woskowski

Abb. 1: Die südliche Polarkappe am 19.9.2020 (links) und am 7.11.2020 (rechts), Fotos M. Woskowski

Am 14. Oktober 2020 stand Mars im Sternbild Fische in Opposition zur Sonne und erreichte bei größter Erdnähe am 6.10.2020 einen scheinbaren Durchmesser von 22,5“.

Marsoppositionen wiederholen sich im Abstand von 25 bis 28 Monaten und unterscheiden sich stark in Ihren Beobachtungsmöglichkeiten. In den selteneren Periheloppositionen erreicht Mars einen scheinbaren Durchmesser von bis zu 25“, steht dann aber in ungünstigen südlichen Gefilden des Tierkreises und ist aus Nordeuropa nicht gut zu beobachten. Passable bis gute Beobachtungsbedingungen bieten Oppositionen, in denen Mars immer noch mehr als 20“ scheinbaren Durchmesser erreicht, aber auch in brauchbarer Höhe über dem Horizont steht. Die nächste Marsopposition, die diese Kriterien erfüllt, dürfen wir am 15.9.2035 erwarten. Grund genug, der Marsopposition 2020 Aufmerksamkeit zu widmen.

Für Beobachtungen in der ersten Nachthälfte, die sich mit beruflichen und familiären Pflichten leichter vereinbaren lassen, kam vor allem der Oktober in Frage, doch der machte es dieses Jahr dem Beobachter in Norddeutschland nicht leicht. Ausgeprägte Fronten zogen durch, gelegentliche Auflockerungen hinter den Tiefdruckgebieten ermöglichten zwar Sicht auf den Planeten, doch meistens bei unbrauchbarem Seeing. Das erhoffte Wetterfenster kam schließlich Anfang November vom 6.11. bis 8.11. – eine stabile Hochdrucklage brachte für einige Tage gute Beobachtungsbedingungen, die die Autoren nutzen konnten. Punktuelle Beobachtungen aus den vorangegangenen Wochen konnten als Ergänzung herangezogen werden.

Beobachtungsort, -instrumente, -technik

Beobachtet wurde auf der Sternwarte des Astronomischen Arbeitskreises Kassel e.V. (AAK), die auf dem Dach des Schülerforschungszentrums Nordhessen (SFN) eingerichtet worden ist. Der Beobachtungsort liegt in der Innenstadt von Kassel und ist durch starke Hintergrundhelligkeit und Dunst beeinträchtigt. Als Instrumente standen zur Verfügung: Schaer-Refraktor 200/3000mm, Newton 300/1600mm sowie ein Celestron 14 (356/3910mm). Am Refraktor und C14 wurde visuell beobachtet, der Newton diente ausschließlich zur fotografischen Beobachtung mithilfe einer 2x Barlow und einer ASI ZWO 224 MC.

Zur visuellen Beobachtung am Refraktor wurden Filter (Wratten 12 (gelb) sowie 23A (orange/rot)) eingesetzt. Die nutzbaren Vergrößerungen betrugen am Refraktor 230x bzw. 277x, gezeichnet wurde in übliche Marsschablonen. Es ist am Refraktor ohne, am C14 mit Zenitprisma beobachtet worden. Im direkten Vergleich erwies sich das Bild am Refraktor durchgehend kontrast- und detailreicher als am C14.

Die fotografische Erfassung erfolgte mittels einer Methode, die man Lucky-Imaging nennt und die üblicherweise für Planetenvideografie verwendet wird. Dabei wurden für jedes Marsbild 40.000 Frames aufgenommen, von denen die besten 10.000 ausgewählt und weiterverarbeitet wurden. Davon wurden wiederum die besten 5.000 verwendet, um sie zu mitteln (sog. „stacken“). Die resultierenden Bilder werden digital nochmal nachgeschärft und Gradationskurven, sowie Farben angepasst. Dabei musste jedes Video exakt gleich verarbeitet werden, damit sie untereinander vergleichbar sind.

 

Titelbild Ausgabe 1/2021

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