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sternzeit-Himmel
Aktuelle Beobachtungshinweise für das 1. Quartal 2022

Heiko Ulbricht

Abb. 1: Der Pferdekopfnebel befindet sich in der Nähe des linken Gürtelsterns (Alnitak) des Orion, ist aber visuell schwierig zu erkennen, weil der sehr helle Gürtelstern stark blendet. Foto: Heinz Beister

Abb. 2: Der Orion, das bekannteste, größte und schönste Sternbild des Winterhimmels. Es ist reich an interstellarer Materie und Sternen verschiedenster Lebensstadien. Canon EOS 6D + Canon EF 1.8/50 STM (F2.8), 21 x 5s, ISO 4000, Diffuser Cokin P830. (Foto: Heiko Ulbricht)

Alle Zeitangaben in MEZ und für 51° n. B. und 10°. ö. L.!

Planeten

Merkur bietet gleich zu Beginn des neuen Jahres eine Abendsichtbarkeit. Am 07.01.2022 steht er in einer größten östlichen Elongation, welche nur 19° erreichen wird. Am 15.01. läuft er zudem durch sein Perihel. Am 01.01. kann man den -0.7 mag hellen Planeten kurz nach 17 Uhr über dem südwestlichen Horizont erspähen. Bis etwa zum 10.01. sinkt die Helligkeit auf -0.5 mag. Am 14.01. wird er stationär, bewegt sich anschließend rasch auf die Sonne zu und steht bereits am 23.01. in unterer Konjunktion mit ihr. Am 09.01. steht er in Dichotomie, zeigt uns also im Fernrohr seine Halbphase. Letztmals wird man ihn am 13.01. erkennen können.

Venus wechselt im Januar rasch vom Abendan den Morgenhimmel und wird uns wieder beeindruckende Konstellationen bescheren. In den ersten Tagen des neuen Jahres kann man sie mit Mühe noch kurzzeitig am Abendhimmel erblicken. Sie wandert durch den Schützen, wobei ihr die Sonne „entgegeneilt“. Am 08.01. (im Himmelsjahr steht 09.01., leider ein Fehler) erreicht sie die untere Konjunktion zur Sonne, bleibt also unseren Blicken mit bloßem Auge zunächst verborgen. Dabei zieht sie 4.8° nördlich an der Sonne vorbei. Es herrscht „Neuvenus“. Erstmals um den 13.01. kann man sie sodann am Morgenhimmel ausfindig machen. Knapp über dem Horizont und fast noch oberhalb der Sonne erblicken wir im Fernrohr eine 1.03 Bogenminuten große Venus! Die Helligkeit beträgt -4.3 mag. Am 23.01. durchläuft sie das Perihel ihrer nahezu perfekt kreisförmigen Bahn um die Sonne.

Man wird überrascht sein, wie schnell sie ihre Stellung am Morgenhimmel ausbaut. Am 12.02. strahlt sie mit ihrer maximalen Helligkeit von enormen -4.9 mag! Ihr scheinbarer Durchmesser beträgt an diesem Tage knapp 41“, 25% sind beleuchtet. Am 13.02. kommt es zu einer Begegnung mit Mars, wobei sich die gleißend helle Venus 6°nördlich von Mars befindet, der mit +1.3 mag leuchtet. Am 20.03. erreicht sie ihre größte westliche Elongation zur Sonne, welche 46°35‘ beträgt. Am 7.3. überschreitet sie die Grenze vom Schützen zum Steinbock. Am 21.03. sehen wir sie in Halbphase. Sehr schön ist die Konstellation am Morgen des 27.03., wenn sich die Sichel des abnehmenden Mondes zu Venus und Mars gesellt. Alle Begegnungen, auch später mit Saturn, finden sich in den „Besonderen Ereignissen“. Auf jeden Fall werden wir mit hübschen Konjunktionen am Morgenhimmel verwöhnt.

Mars kann am Morgenhimmel in der Nähe der Venus aufgesucht werden. Zusammen mit Venus und später Saturn bildet er über mehrere Wochen eine auffällige Planetenkonstellation. Bis zum 31.03. steigt seine Helligkeit von +1.5 mag (01.01.) auf +1.1 mag an. Der scheinbare Durchmesser wächst im gleichen Zeitraum von 4“ auf 5“. Am 24.02. beginnt auf der Nordhalbkugel des Mars der Herbst.

Jupiter zieht sich allmählich vom Abendhimmel zurück. Nur noch gut 120 Minuten bleiben uns, ihn Ende Januar zu beobachten. Dabei ist er aber schon eher unauffällig. Endgültig wird er Mitte Februar unsichtbar, denn die Sonne holt ihn ein. Am 05.03. um 15 Uhr steht er in Konjunktion zur Sonne, wobei er nur 58.6‘ südlich des Tagesgestirns vorüberzieht.

Saturn zeigt sehr ähnliche Beobachtungsbedingungen wie Jupiter, nur passiert bei ihm alles einen Monat früher. Auch er zieht sich vom Abendhimmel zurück. Er wird bereits Mitte Januar unsichtbar und steht am 04.02. in Konjunktion zur Sonne. Er wandert 51‘ südlich der Sonne vorüber und bleibt zunächst unseren Blicken verborgen. Im Gegensatz zu Jupiter, der noch etwas Zeit braucht, taucht Saturn bereits Ende März wieder am Morgenhimmel auf. Zusammen mit Venus und Mars bildet er dann eine auffällige Dreierkonstellation, die noch reizvoller wird, wenn sich die schmale Mondsichel dazugesellt.

Uranus wird am 18.01. im Sternbild Widder stationär und beendet seine Oppositionsperiode. Er wird zum Objekt der ersten Nachthälfte. Interessant ist, dass der Planet 2022 elfmal vom Mond bedeckt wird! Von Deutschland aus sind lediglich zwei Bedeckungen sichtbar: die am 14.09. und jene am 05.12. Zu gegebener Zeit wird dann an dieser Stelle darüber berichtet. Im Februar verlegt er seine Untergänge in die Stunden vor Mitternacht. Auch im März kann er noch aufgesucht werden, seine Sichtbarkeitszeit sinkt jedoch drastisch.

Neptun beginnt sich vom Abendhimmel im Wassermann zurückzuziehen. Am 13.03. kommt er um 12h 37min in Konjunktion zur Sonne, wobei er 1.1° südlich der Sonne steht. Er bleibt vorerst unsichtbar.

Pluto steht am 16.01. in Konjunktion zur Sonne. Seine diesjährige Opposition wird am 20.07. erreicht.

Sonne

Datum Dämmerungsanfang Aufgang Kulmination Untergang Dämmerungsende
01.01. 06h 21min 08h 20min 12h 23min 16h 26min 18h 26min
15.01. 06h 18min 08h 14min 12h 29min 16h 45min 18h 41min
01.02. 06h 03min 07h 54min 12h 33min 17h 13min 19h 05min
15.02. 05h 42min 07h 30min 12h 34min 17h 38min 19h 27min
01.03. 05h 15min 07h 02min 12h 32min 18h 02min 19h 51min
15.03. 04h 43min 06h 32min 12h 28min 18h 26min 20h 16min
31.03. 04h 02min 05h 56min 12h 24min 18h 53min 20h 48min

Beginn der Sonnenrotation Nr. 2253: 2022 Januar 11 20h 53min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2254: 2022 Februar 08 05h 04min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2255: 2022 März 07 13h 05min

Mond-Phasen

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel
02.01. 19h 34min 09.01. 19h 11min 18.01. 00h 48min 25.01.14h 41min
01.02. 06h 46min 08.02. 14h 50min 16.02. 17h 56min 23.02. 23h 32min
02.03. 18h 35min 10.03. 11h 45min 18.03. 08h 18min 25.03. 06h 37min

Mond-Apsiden

Apogäum Perigäum
Datum MEZ Entfernung in km Datum MEZ Entfernung in km
      01.01. 23h 55min 358033
14.01. 10h 26min 405805 30.01. 08h 11min 362252
11.02. 03h 38min 404898 26.02. 23h 26min 367792
11.03. 00h 04min 404269 24.03. 00h 43min 369761

Meteorströme

Wie zu Beginn eines jeden Jahres erfreuen uns die Quadrantiden Anfang Januar mit ihrem Erscheinen. Der Radiant liegt im Sternbild Bootes, daher werden sie auch Bootiden genannt. Früher gab es in der gleichen Region des Himmels noch ein anderes Sternbild namens Mauerquadrant, welches aber nicht mehr existiert. Den alten Namen des Stromes behielt man aber bei.

Vom 01. bis 10.01. sind sie in den Morgenstunden sichtbar. Erst nach Mitternacht erreicht der Radiant eine ausreichend große Höhe über dem Horizont. Davor lohnt eine Beobachtung eher nicht. In der Nacht vom 03. auf den 04.01. tritt nach Mitternacht das spitze Maximum des Stromes auf. Etwa 100 Meteore können theoretisch pro Stunde beobachtet werden. Allerdings treten hellere Objekte nur selten auf. Die Helligkeit liegt im Mittel bei +2 mag bis +3 mag.

Als möglicher Mutterkomet der Bootiden gilt der Komet 96P/Machholz. Sicher ist dies nicht, denn es besteht auch eine Verbindung zum Planetoiden 2003 EH1. Desweiteren gibt es auch eine Verknüpfung zu den Delta- Aquariden im Juli.

Jupiter beeinflusst die Bahn des Stromes. 1918 entdeckte man eine Verschiebung des Radianten, welche bewirkt, dass in etwa 300 Jahren die Bahnellipse der Quadrantiden nicht mehr die Erdbahn schneiden und der Strom unsichtbar werden wird!

Der Sternenhimmel

Der winterliche Sternenhimmel zeigt sich zu Beginn des neuen Jahres in seiner schönsten Pracht. Mitte Januar steigt Sirius gegen 19 Uhr über den Horizont und komplettiert das Wintersechseck. Oberhalb des Großen Hundes finden wir das Einhorn, ein eher lichtschwaches Bild. Unterhalb des Himmelsjägers Orion „hoppelt“ der Hase über den Himmel, trotz seiner nur geringen Höhe ein recht markantes Sternbild.

Den Zenit ziert der Perseus mit dem bekannten Doppelsternhaufen h und Chi. Den Südwesten markiert der Walfisch. Zwischen ihm, der Andromeda und dem Pegasus verlaufen die Fische. Auch sie bestehen nur aus lichtschwachen Sternen. Um Mitternacht steht der Löwe bereits komplett am Himmel, Jungfrau und Bootes folgen ihm nach. Mitte Februar nehmen die Frühlingssternbilder bereits den kompletten Südostquadranten des Himmels ein, während die Wintersternbilder den Südwesten beherrschen und sich dem Untergang nähern.

Mitte März um Mitternacht hat der Löwe den Meridian erreicht, die Jungfrau zieht nach. Rabe und Becher ziehen tief über Süd ihre Bahn am Himmel. Und noch weiter südlich „schwimmt“ die Wasserschlange dahin, das größte Sternbild in Rektaszension: es erstreckt sich von 8h 10m 56s bis 15h 02m 31s! Der hellste Stern Alphard ist mit 1.98 mag recht hell. Er leuchtet aus 180 Lichtjahren Entfernung zu uns herüber und besitzt die 400fache Leuchtkraft unserer Sonne. Er gehört zu den orangeroten Riesensternen.

Den Zenit schmückt der Große Wagen, weit bekannterer Teil des eigentlichen Sternbildes Großer Bär. Gegen 3 Uhr erscheinen tief über Südost der Skorpion am Himmel, darüber die Schlange und der Schlangenträger. Obwohl die Ekliptik durch das Bild verläuft und sich die Sonne sogar länger in selbigem aufhält als im benachbarten Skorpion, gehört es nicht zum Tierkreis. Das Sommerdreieck, bestehend aus Wega, Deneb und Atair, steht im Nordosten „in den Startlöchern“, um uns schon einmal auf kommende, warme Sommernächte einzustimmen.

Besondere Ereignisse

03.01.2022
17h 00min, Mond bei Venus (9°), schwer zu beobachten

04.01.2022
Erde im Perihel (Sonnennähe, 147.105 Millionen km)
17h 15min, Erste Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel zwischen Merkur und Saturn, tolle Konstellation!

05.01.2022
17h 30min, Mond zwischen Saturn und Jupiter

06.01.2022
17h 30min, Mond bei Jupiter (8.6°)

07.01.2022
12h 00min, Merkur in größter östlicher Elongation (19°)
17h 30min, Mond bei Neptun (4.6°)

09.01.2022
02h 00min, Venus in unterer Konjunktion zur Sonne
Merkur in Dichotomie

11.01.2022
18h 00min, Mond bei Uranus (2.9°)

14.01.2022
02h 00min, Merkur Stillstand, anschließend rückläufig

15.01.2022
24h 00min, Merkur im Perihel

16.01.2022
16h 00min, Pluto in Konjunktion zur Sonne

18.01.2022
21h 00min, Uranus Stillstand, anschließend rechtläufig

23.01.2022
07h 00min, Venus im Perihel
11h 00min, Merkur in unterer Konjunktion zur Sonne

29.01.2022
09h 00min, Venus Stillstand, anschließend rechtläufig
07h 10min, Mond bei Venus und Mars (sehenswerte Konstellation!)

30.01.2022
07h 20min, Mond 14° westlich von Merkur (+1.7 mag), letzte Sichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel

02.02.2022
18h 00min, Mond bei Jupiter (6.6°), erste Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel

03.02.2022
18h 30min, Mond bei Neptun (6.3°)

07.02.2022
23h 00min, Mond bei Uranus (1.5°)

09.02.2022
23h 00min, Mond zwischen Hyaden und Plejaden

12.02.2022
23h 00min, Venus in größtem Glanz (-4.9 mag), wenige Stunden später am Morgenhimmel!

13.02.2022
07h 00min, Venus bei Mars (6.6°)

16.02.2022
22h 00min, Merkur in größter westlicher Elongation (26°)

27.02.2022
06h 30min, Mond bei Venus und Mars, letzte Sichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel

28.02.2022
06h 40min, Mond bei Merkur und Saturn (schwer zu beobachten, evtl. Fernglas)
23h 59min, Merkur im Aphel

03.03.2022
18h 40min, Erste Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel

05.03.2022
15h 00min, Jupiter in Konjunktion zur Sonne

07.03.2022
20h 00min, Mond bei Uranus (5.7°)

13.03.2022
13h 00min, Neptun in Konjunktion zur Sonne

16.03.2022
06h 00min, Venus bei Mars (3.9°)

20.03.2022
10h 00min, Venus in größter westlicher Elongation zur Sonne (47°)
16h 33min, Sonne im Frühlingspunkt, Äquinoktium, astronomischer Frühlingsanfang

21.03.2022
Venus in Dichotomie

22.03.2022
19h 20min, Mond bei Jupiter (2,3°, knapp über dem Westhorizont), erste Sichtbarkeit der zunehmenden Mondsichel

28.03.2022
05h 20min, Letzte Sichtbarkeit der abnehmenden Mondsichel, 4.9° westlich der Dreierkonstellation Venus-Mars-Saturn. Sehenswert!

29.03.2022
05h 00min, Venus bei Saturn (2.1°)

 

Titelbild Ausgabe 1/2022

Dieser Text erschien in

Ausgabe 1 / 2022

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