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Astro-Praxis
Ein neuer Himmel: Beobachtungen mit einem Nachtsichtgerät der 3. Generation - Teil 1

Martin Fiedler

Abb. 1: Der Californianebel über dem Haus

Abb. 2: Das Nachtsichtgerät

Die Beobachtung mit einem Nachtsichtgerät (NSG) ist im Bereich der Amateurastronomie aktuell noch nicht sehr verbreitet, vermutlich vor allem aus Kostengründen. Technisch werden dabei, durch das auf eine Fotokathode auftreffende Licht, Elektronen ausgelöst, die wiederum, durch eine Hochspannung im Vakuum beschleunigt, an der Gegenseite auf einen Phosphorschirm auftreffen und ein Bild erzeugen.

Beim letzten großen Herzberger Teleskoptreffen im Jahr 2019 hatte ein Sternfreund ein solches Nachtsichtgerät mitgebracht und lud u.a. mich ein, mal einen Blick zu riskieren. Da ich gerne mal neue Sachen ausprobiere, habe ich das Angebot dankend angenommen. Das was ich dann zu sehen bekam, hat mir die Sprache verschlagen und mir war klar, so etwas brauchen wir unbedingt auch an unserer Sternwarte. Und so hat der Astroclub Radebeul seit dem Frühsommer 2020 ein OVNI-M des französischen Anbieters „OVNI Night Vision“ zur Verfügung. Es besteht aus einem 26mm f/1.2 Objektiv, dem einstellbaren Restlichtverstärker der 3. Generation mit weißem Phosphorschirm und einem 26mm Okular mit Dioptrienausgleich. Das ergibt dann in dieser Konfiguration eine 1-fache Vergrößerung mit etwa 40° Gesichtsfeld, ausreichend zur Beobachtung kompletter Sternbilder. Zusätzlich kann man das Objektiv entfernen und durch andere Optiken ersetzen. Wir haben mittlerweile drei MFT Objektive (35mm f/0.95, 21mm f/1.4, 6,5mm f/2) und diverse M42 Optiken im Einsatz. Wichtig ist es dabei eine möglichst große Offenblende verwenden zu können. Weiterhin kann man auch noch einen 1.25“ Adapter montieren und das Gerät dann an beliebigen Teleskopen einsetzen. Zudem besteht die Möglichkeit der afokalen Beobachtung, welche in Verbindung mit einem 55mm Okular die Lichtstärke des Teleskops im Vergleich zur fokalen Beobachtung etwa verdoppelt.

Die Empfindlichkeit eines solchen Gerätes ist im Roten und vor allem im nahen Infraroten am größten und damit auch in der H-Alpha Linie, die das Auge nachts normalerweise nicht mehr wahrnehmen kann.
Das eröffnet der visuellen Beobachtung völlig neue Möglichkeiten. Ich möchte im Folgenden mal ein paar Ergebnisse und Erfahrungen teilen.

Schaut man durch die Originaloptik ohne Vergrößerung, fällt zuerst die deutlich gesteigerte Grenzgröße auf. Bei guten Himmelsbedingungen kommt man fast bis zur 8. Größe. Der Sternenreichtum den man beim Durchstreifen der Sternbilder entdecken kann, ist sehr beeindruckend, vor allem entlang der Milchstraße. Auch bei lichtverschmutztem Himmel gibt es einen deutlichen Mehrwert. Zudem muss man für schwächere Sterne nicht indirekt gucken und erhält somit eine deutlich bessere räumliche Auflösung. Nachteilig ist der wahrnehmbare Satellitenverkehr, die abgedunkelten Starlinks und weitere schwächere Objekte kommen natürlich wieder in Reichweite, quasi permanente Rushhour am Sommerhimmel. Da sieht man schon jetzt, was uns rein visuell vermutlich in ein paar Jahren blüht.

Im DeepSky-Bereich sieht man die großen Sternhaufen natürlich besser und auch „Nebel“ wie M 31 oder M 33 sind leichter auszumachen. Auch die schwächeren Planeten werden machbar, Uranus ist zum Beispiel selbst am Stadthimmel einfach zu erkennen. Bei sehr dunklen Bedingungen ist auch die Sichtung von Neptun durchaus möglich. Schwache rote Gasnebel werden allerdings von der Hintergrundhelligkeit des Himmels größtenteils überstrahlt und sind ohne Filter erst einmal nicht sichtbar.

 

Titelbild Ausgabe 1/2022

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