Sternzeit - Zeitschrift astronomischer Vereinigungen > Archiv / Suche > Ausgabe 1/2025 > Aktuelle Seite
Heiner Lichtenberg
Weitgehend unbekannt blieb bis heute, dass sowohl der julianische wie auch der gregorianische Kalender die Mondphasen tagtäglich mit zählt, und das seit Jahrhunderten. Das geschieht wegen der Terminierung des Osterfestes.
Selbst die meisten derjenigen, die die Definition für den Termin von Ostern kennen: „Ostern wird am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling gefeiert“, meinen fälschlich, für die Ostervollmonde müsse man die wissenschaftliche Astronomie befragen. Den Wochentag kenne man ja aus dem Kalender, die Mondphase aber nicht. Sie wissen nicht, dass man sowohl die Ostervollmonde wie auch die Wochentage aus dem Kalender selbst bestimmen kann, tatsächlich auch bestimmt, ja, nach authentischer kirchenamtlicher Definition sogar bestimmen muss. Dafür sind die Mondphasen schon in den Vorgänger des gregorianischen Kalenders, den von Julius Caesar (100 – 44 v. Chr.) eingeführten und nach ihm benannten julianischen Kalender, der anfänglich rein sonnenorientiert war, eingebaut worden und darin dann auch im Nachfolgekalender bis heute verblieben. Damit wollen wir uns hier befassen.
Wie zählt nun der julianische bzw. gregorianische Kalender die Lichtfiguren des Mondes, die sogenannten Mondphasen?
Mit der Zahl 1 benennt der Kalender das sogenannte Neulicht, die hauchfeine, silberweiße, ganz schmale Sichel des Mondes, wenn sie erstmals nach Neumond, dem Zeitpunkt der Konjunktion von Mond und Sonne, für kurze Zeit nach Sonnenuntergang am westlichen Abendhimmel sichtbar wird. Sechs Tage später, am Tag 7 in der kalendarischen Phasenzählung, ist der Mond halb, zunehmend halb. Am Tag 14 der Phasenzählung leuchtet der Mond kreisrund in voller Pracht die ganze Nacht vom Sonnenuntergang bis zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Diese Phase heißt Vollmond. Weitere sieben Tage, am Tag 21 in der Phasenzählung, ist der Mond wieder halb, nun abnehmend halb. Am Tag 28 der Phasenzählung erscheint der Mond wieder als hauchfeine, silberweiße, ganz schmale Sichel für kurze Zeit vor Sonnenaufgang am östlichen Morgenhimmel. Man nennt diese Phase das Altlicht. Danach bleibt der Mond ein bis drei Nächte unsichtbar. Man nennt diese Zeitspanne der Unsichtbarkeit den Leermond, oder lat. das Interlunium.
Der Leser wird Gleiches und Entgegengesetzes in diesem Phasendurchlauf erkennen. Gleiches etwa „halb“, etwa „schmale Sichel“, etwa „für kurze Zeit“; entgegengesetztes etwa „westlicher Abendhimmel und östlicher Morgenhimmel“, etwa „Vollmond und Leermond“, etwa „sichtbar in ganzer Nacht und unsichtbar in der Nacht“. Der Phasendurchlauf durch die sichtbaren Mondphasen vom Neulicht inklusive bis zum Altlicht inklusive dauert kalendarisch 28 Tage. Deren vierter Teil, 7 Tage, gab das Maß für die Woche (mit einem Ruhetag), eine sehr geeignete Spanne zur Strukturierung und Koordinierung menschlicher Tätigkeiten, wie die Geschichte gezeigt hat. Die Anfänge der Wochenzählung verlieren sich im Dunkel der frühen Geschichte Babylons und Ägyptens. Über eine Unterbrechung der Wochenzählung ist nichts bekannt, gab es wohl auch nicht, auch nicht durch die tief eingreifende Kalenderreform 1582 von Papst Gregor XIII. (1502 – 1585, Papst ab 1572).
Dieser Text ist eine Leseprobe. Den vollständigen Text finden Sie in
Hier finden Sie das Inhaltsverzeichnis.
Die Sternzeit-Ausgabe 1 / 2025 können Sie bei Klicken zum Anzeigen bestellen.