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Die Mondfinsternis von Syracuse

Emil Khalisi

Abb. 1: Karte des halbgeöffneten Hafenbeckens bei Syracuse. Die Stadt ist von einer eigenen Mauer (schwarz) umgeben. Die Athener bauten eine doppelte Belagerungsmauer (rot) um sie herum. Quelle: Wikipedia (2019): Sizilienexpedition, https://de.wikipedia.org

Thucydides gilt als ein herausragender griechischer Historiker aus Athen. Sein wichtigstes Buch behandelt den Peloponnesischen Krieg zwischen Athen und Sparta, dessen Zeitzeuge er war. Während der 27 Jahre, die der Krieg insgesamt gedauert hat, haben fünf Finsternisse stattgefunden, zwei Sonnen- und drei Mondfinsternisse. Thucydides erwähnt beide Sonnenfinsternisse (431 und 424 v.u.Z.), aber nur eine Mondfinsternis (413 v.u.Z.). Letztere hat in Sizilien zu einem militärischen Debakel geführt.

Die dritte Finsternis, von der Thucydides (ca. 460/455 bis ca. 398 v.u.Z.) schreibt, war die Mondfinsternis während des 19. Kriegsjahres. Die mit ihr verbundene Katastrophe führte zu einer Wende im Peloponnesischen Krieg. Eine maßgebliche Persönlichkeit war dabei der Politiker und Feldherr Nikias (ca. 470 bis 413 v.u.Z.) auf der Seite von Athen. Nikias war es 421 v.u.Z. gelungen, einen temporären Frieden mit dem verfeindeten Sparta zu vereinbaren. Der Friede wird heute als „fauler Friede“ bezeichnet, da er die Ursachen des Konflikts nicht beseitigt hatte und die Interessen der Verbündeten von Sparta nicht ausreichend berücksichtigte [4]. Es kam bald zu neuen Unruhen innerhalb von Spartas Bund und zu einem Wechselspiel der Koalitionen. Als sich der Krieg fortsetzte, weiteten die Athener ihre Auseinandersetzungen mit Sparta bis nach Sizilien aus, weil sich von dort Unterstützung für den Gegner anbahnte. In einem Präventivkrieg belagerte Nikias mit seiner athenischen Streitmacht die Stadt Syracuse sowohl von der Land- als auch von der Seeseite (Abb. 1). In alten Zeiten galt die Belagerung als die anstrengendste und schrecklichste Form der Kriegsführung, denn sie betraf nicht nur die Krieger, sondern auch Frauen und Kinder bzw. die Zivilbevölkerung. Auch für die Belagerer selbst war dies mit schmutzigen Feldlagern, knappen Nahrungsrationen und zermürbender Arbeit verbunden.

 

Titelbild Ausgabe 2/2019

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Ausgabe 2 / 2019

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