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Unser Sonnensystem
Mars macht mobil (Teil 2)

Heinz Beister, Emil Khalisi

Abb. 5: Während die SNC-Meteoriten vom Mars allesamt <2 Mrd. Jahre alt sind, stechen zwei Exemplare heraus: NWA 7034 („Black Beauty“) und ALH84001.

Abb. 6 : Aufgeschnittener Meteorit „Black Beauty“, den man 2011 in Nordwestafrika gefunden hat (links). Auffällig sind die kleinen scharfkantigen Splitter (Regolith) (rechts).

Der erste Teil dieses Artikels - erschienen in SZ 1/2023 - befasste sich hauptsächlich mit der Charakterisierung der Chassignite, Nakhlite und Shergottite, welche die Hauptmenge der Marsmeteoriten darstellen. Diese Gesteine waren allesamt magmatischen bzw vulkanischen Ursprungs.

Häufigkeit von Marsmeteoriten

Alles in allem existieren vom Mars Gesteinstypen, die man als Shergottite, Nakhlite und Chassignite klassifiziert. Diese SNC-Gruppe unter den Meteoriten präsentiert sich auffallend anders als das Gestein aus dem Astroidengürtel. Erkennbar ist dies an diversen Eigenheiten:

am Verhältnis von Sauerstoff-Isotopen

  • am weitgehend einheitlichen Alter bis zu 1,3 Mrd. Jahren sowie
  • an Gaseinschlüssen mit einer Zusammensetzung,

die mit der Marsatmosphäre übereinstimmt, wie sie von den Viking-Landern gemessen wurde.

Dagegen gehören Fundstücke, die aus dem Asteroidengürtel stammen, vorwiegend zu einer sogenannten HED-Gruppe (Howardite, Eukrite und Diogenite) mit Vesta als vermutetem Ursprungskörper.

Die Gesamtzahl aller auf der Erde gefundenen Meteorite beläuft sich bis dato auf mehr als 60.000 Stück, doch nur ein winziger Bruchteil stammt vom Mars. Bis Oktober 2022 hat man Kenntnis von insgesamt 342 Steinen, die sich 175 unterschiedlichen Marsmeteoriten zuordnen lassen [6]. Das größte Exemplar hat man in Zagami in Nigeria gefunden. Es traf zufälligerweise am selben kalendarischen Tag auf die Erde wie jener Chassignit in Frankreich: am 3. Oktober 1962. Er wiegt 18 kg, ein Shergottit.
Drei Viertel aller bekannten Marsmeteoriten werden den Shergottiten zugerechnet. Sie sind in einer Zeit vor 170 Mio. bis 1300 Mio. Jahren kristallisiert, d.h. sie sind, geologisch gesehen, verhältnismäßig jung (Abb. 5). Nur zwei Fundstücke scheinen deutlich älter als 1,3 Mrd. Jahre zu sein: ALH 84001 mit 4,1 Mrd. Jahren sowie NWA 7034, der den Spitznamen „Black Beauty“ trägt. Beide scheinen überhaupt nicht zur SNC-Gruppe zu gehören. Der erstgenannte hat Berühmtheit erlangt, als man darin unter dem Elektronenmikroskop ein wurmartiges Gebilde fand, das an eine versteinerte marsianische Lebensform erinnerte.

Die schwarze Schönheit

Der zweite Stein ist nicht minder spannend (Abb. 6). Man hat ihn unter die Achondrite eingegliedert, eine Form, die nicht oder nur aus sehr wenigen kleineren, glasigen „Kügelchen“ (Chondrulen) beschaffen ist. Achondrite entspringen Himmelskörpern mit einer inneren Heizung, so dass dort Gesteine aufschmelzen und intern differentieren können [7]. Faktisch handelt es sich um den Mars, den Mond, evtl. auch Vesta. Achondrite findet man generell erheblich seltener (~15%) als Chondrite.

Literatur

[6] https://www2.jpl.nasa.gov/snc/
[7] Irving, Tony (2022): Martian Meteorites, Online-Artikel, 13. Mai 2022

 

Titelbild Ausgabe 2/2023

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