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Das Hagener Planetenmodell

Ralph Brinks

Abb.1: Die Kugel auf dem Dach des Hagener Rathausturms (unter der Stange ganz oben) war nach Schilderung des Urhebers, Walter K. B. Holz, der Ideengeber für das Planetenmodell. Holz fragte sich, wie groß die Erde maßstäblich sein müsse, wenn die Kugelauf dem Dach mit ihrem Durchmesser von zwei Metern die Sonne darstellte. (Foto: Ralph Brinks)

Im Jahr 1959 entstand im westfälischen Hagen eine visionäre Idee: Die unvorstellbaren Dimensionen unseres Sonnensystems sollten für jedermann erfahrbar gemacht werden. Aus diesem Gedanken heraus entstand das Hagener Planetenmodell, ein einzigartiges Werk, das Wissenschaft und Kunst auf faszinierende Weise verbindet. Anlässlich des 65. Geburtstags der Veröffentlichung der Idee im November 2024 lohnt es sich, einen Blick zurückzuwerfen und die Bedeutung dieses außergewöhnlichen Projekts zu würdigen.

Die Entstehung einer kosmischen Idee

Der Vermessungsingenieur und spätere Stadtarchivar Walter K. B. Holz war der geistige Vater des Hagener Planetenmodells. In seiner wissenschaftlichen Neugier erkannte er, dass die abstrakten Zahlen und Dimensionen der Astronomie oft nur schwer nachvollziehbar sind. Mit seinem Modell wollte er die Größenverhältnisse im Sonnensystem veranschaulichen und im wahrsten Wortsinn begreifbar machen. Ziel von Holz war es, das Sonnensystem in die tägliche Erfahrungswelt der Bürger zu überführen und die Faszination für den Kosmos zu wecken.

Die Idee für das Modell ist Holz nach eigener Schilderung bei einem Spaziergang durch die Hagener Innenstadt gekommen. Er fragte sich, wie groß die Erde maßstäblich sein müsse, wenn die Kugel oben auf dem Rathausturm (Abb.1) die Sonne darstellen würde. Es galt, einen geeigneten Maßstab zu finden und die Positionen für die Planetenbahnen im Stadtgebiet zu bestimmen.

Die Kugel auf dem Rathausturm mit einem Durchmesser von etwa zwei Metern war für einen einprägsamen Maßstab nicht gut geeignet. Die Berechnungen des Vermessungsingenieurs führten dann zu einem Maßstab von 1:1 Milliarde: eine astronomische Einheit entspricht im Modell dann 150 Metern. Die praktische Umsetzung des Planetenmodells war eine Herausforderung, die, trotz der Kreativität von Walter K. B. Holz bei der Finanzierung, mehrere Jahrzehnte in Anspruch nahm. Die dem exakten Maßstab entsprechende Sonne wurde 1965 als vergoldete Kugel mit 140 Zentimetern Durchmesser im Keller des Rathausturms als erstes Element des Hagener Planetenmodells installiert. Das Niveau der Gehwege in der Innenstadt konnte somit die Ekliptik repräsentieren. Die Planetenbahnen wurden in den folgenden Jahren durch in den Boden eingelassene, etwa 1x1 Meter messende Bronzeplatten auf den Gehwegen im Stadtgebiet markiert. Eine solche Platte ist in Abbildung 2 gezeigt. Am unteren Rand der eigentlichen Darstellung erkennt man eine kleinere Platte, wo sich die Stifter - meist ortsansässige Unternehmen - auf Wunsch verewigen konnten. Die letzte Installation der insgesamt 33 Bronzeplatten fand im Jahr 1998, fünf Jahre nach dem Tod von Walter K. B. Holz, statt.

 

Titelbild Ausgabe 2/2025

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