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Stern-Mobil
Sterne über Teneriffa (Titelstory)

Peter Osenberg

Abb. 1: Großer Hund

Abb. 2: Orion

Was wäre ein Urlaub auf der größten der Kanareninseln, wenn man nicht ein paar astronomische Highlights einbauen würde. In diesem Jahr hatte ich ein „Stargazing“ in den Cañadas sowie eine Führung im Observatorium von Teneriffa fest eingeplant. Und mit ein wenig Glück noch eine weitere Sternwarten-besichtigung. Doch der Reihe nach.

Während es Mitte April in Deutschland noch eher ungemütlich kalt ist, lockt Teneriffa um diese Zeit mit angenehmen Temperaturen – und einer äußerst vielseitigen Landschaft. Auch nach mehreren Aufenthalten in früheren Jahren gibt es immer wieder Neues zu entdecken, auch oder vor allem abseits der großen Touristenströme, die man vornehmlich an der Küste vorfindet. So lag auch unser Hotel im Südwesten der Insel mitten im „Trubel“, doch dank eines Mietwagens konnten wir dem in der Inselmitte gelegenen Teide-Nationalpark wieder mehrere Besuche abstatten. Der erste davon führte uns zum Sonnenuntergang auf das Hochplateau, die Cañadas, und anschließend zum Treffpunkt unserer Sternbeobachtung.

Dieser befand sich unmittelbar bei der Talstation der Seilbahn, die zum Gipfel des Teide führt, auf etwa 2.400 m Höhe gelegen. Gebucht hatten wir die „geführte Beobachtung“ bereits lange vor dem Urlaub per Internet von Deutschland aus. Auch der Emailkontakt zum Veranstalter auf der Insel für das „Feintuning“ verlief unproblematisch. Wir erhielten die exakten Koordinaten des Treffpunktes sowie den Namen des Ansprechpartners. Leider schien dieser allerdings nicht sehr informiert zu sein und konnte zunächst mit unserem Voucher nichts anfangen. So schickte er uns zu einer ein paar Kilometer entfernten Stelle, an der wir jedoch niemanden vorfanden. Also zurück zum Ausgangspunkt – inzwischen war es schon dunkel und die Guides der Astrotruppe hatten die Fernrohre aufgebaut. Eine Verständigung auf Englisch war zwar nur schwer möglich, aber langsam „dämmerte“ es den Herrschaften – wir durften bleiben. Kaum glauben wollten wir aber, dass wir die drei aufgebauten Fernrohre, u.a. ein 11-Zöller Schmidt-Cassegrain, an diesem Abend für uns alleine haben würden. Und so war es auch nicht. Des Rätsels Lösung – auch für die anfängliche Verwirrung der Astro-Kollegen vom Teide – näherte sich in Form eines voll besetzten Reisebusses, der seine Passagiere von der Talstation des Teide die etwa 600 Meter bis zum Beobachtungsplatz brachte. Touristen aus aller Herren Länder, die einen Trip gebucht hatten, der zum Sonnenuntergang auf den Gipfel des Teide führte, dort ein Vier-Gänge-Menü beinhaltete und anschließend die besagte Beobachtung. Ein nicht ganz preiswertes Vergnügen – mit etwa 120 Euro war man dabei.

Und plötzlich herrschte Chaos. Es wurden drei Gruppen gebildet, je eine spanisch-, englisch- und deutschsprachige, wobei der Reiseleiter der Gruppe sich bemühte, die Erläuterungen der Amateurastronomen abwechselnd ins Deutsche bzw. Englische zu übersetzen. Da ich leider kein Spanisch spreche, wohl aber die Zeichensprache der Laser-Pointer am Himmel, konnte ich die Qualität der Übersetzungen als maximal ausreichend einstufen. Der Ablauf selbst war wie bei einer Großveranstaltung auf einer Sternwarte bei einer öffentlichen Führung: möglichst schnell einen Blick durchs Fernrohr werfen und dann den nächsten an die Reihe lassen – egal, ob man was gesehen hat oder das Bild scharf war. Schmunzeln musste ich auch über die Kleidung einiger der übrigen Gäste, die ich angesichts der Temperaturen nur knapp über Null als recht luftig empfand. Aber nach der Begegnung mit einer kurzbehosten südostasiatischen Reisegruppe am Jungfraujoch in den Alpen auf rund 3.500 Meter Höhe bei Schnee wundert mich nichts mehr.

 

Titelbild Ausgabe 3/2016

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