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Helmut Klein
Vor ungefähr zwölf Jahren – heute bin ich 82 – fand meine Frau es nicht mehr so angebracht, mich nachts alleine mit meinem 8-Zöller Dobson im nahen Westerwald auf Deep-Sky-Tour gehen zu sehen. Deshalb begann ich, eine Dachsternwarte zu planen. Anregung hierzu erhielt ich während eines Astro-Vortrages in der Volkssternwarte Bonn.
Da die Dachfläche unseres Reihenhauses nach Südwest (235 Grad) ausgerichtet ist und ein Dachfenster bereits vorhanden war, das jedoch fotografische Arbeiten mit einem Teleskop nur äußerst begrenzt zuließ, entschloss ich mich zum Einbau eines Glasschiebefensters, bei dem sich drei Glaselemente elektrisch nach unten zusammenschieben ließen.
Die Herstellerfirma im Westerwald wurde leider nach Überweisung der Anzahlung insolvent und damit auch mein Vorhaben hinfällig. Aber einmal auf den Geschmack gekommen, ließ mich die Sache nicht mehr los. Und so plante ich eine Dachgaube über drei Sparrenfelder. Mehr lässt die Statik nicht zu. Die Dachgaube sollte eine Neigung von nur 5 Grad haben und oben das breiteste erhältliche Klapp-/Kippfenster von Velux aufnehmen. Vorne sollte ein sich nach außen öffnendes Kippfenster hergestellt und eingepasst werden. Dabei musste der vordere Rahmenbalken des oberen Kippfensters ausgesägt und auf das vordere Kippfenster montiert werden, so dass beim Öffnen beider Fenster nach außen eine große Öffnung ohne störenden Rahmen entsteht.
Zunächst baute ich mir ein kleines Holzmodell (Abb.1). Mit diesem Modell und einem Plan 1:10 suchte ich einen Dachdecker und einen Schreiner auf. Mit großer Überredungskunst musste ich beide von meinem ungewöhnlichen Vorhaben überzeugen. „Wie soll denn ein sich nach außen öffnendes Dachfenster mit nur dreiseitigem festen Rahmen dicht werden?“ waren die Einwände. Aber schließlich ging es an die Ausführung. Die breite Dachgaube erforderte insbesondere eine Verstärkung der beiden angrenzenden Dachsparren. Den unteren Querbalken des Einbaurahmens des oberen Klapp-/Kippfensters musste ich beim Schreiner eigenhändig mit einer Japansäge beherzt aussägen, weil der Meister der Sache nicht traute und die Verantwortung dafür nicht übernehmen wollte. Es hat alles gut geklappt. Das mit Gehrung ausgesägte Rahmenstück wurde auf das vordere Kippfenster geschraubt. Dadurch entstand eine freie Öffnung von 140 cm x 107 cm. Es war das Meisterwerk des Dachdeckers, dass die ganze Sache völlig regen- und winddicht wurde! Die beiden Fenster lassen sich gleitend voll öffnen und einwandfrei gegeneinander verriegeln (Abb.2).
Nach Fertigstellung der Dachgaube ging es an die Montierung des Teleskops. Die genaue Position der Montierung musste ich durch Versuche ermitteln, damit sich auch ein 8“-Newton innerhalb der doch beengten Dachgaube bewegen lässt. Eine leere auf 120 cm abgesägte Sauerstoffflasche mit 230 mm Durchmesser dient als Säule, ein passend gedrehtes Innenrohr als Hubzylinder. Darauf befestigte ich meine Saturn- Montierung. Das Innenrohr kann mit einem elektrischen OKIN Linear-Hubmotor (für ein Garagentor) auf eine Gesamthöhe der Säule von 155 cm ausgefahren werden. Damit kommt das Teleskop über den oberen Fensterrahmen (Abb. 3). Die Stahlsäule wurde auf einem Vierfußständer befestigt, der mit vier 12 mm Gewindestangen durch den Estrich in der Betondecke verankert war. Die Betondecke ruht an dieser Stelle auf der am Balkon zurückliegenden Hauswand, so dass eine Schwingung des Bodens weitgehend vermieden wird.
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