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Reise zur totalen Sonnenfinsternis am 20.04.2023 in Osttimor

Katharina Nottbohm

Abb. 1: normale Straßen in Osttimor

Vor ein paar Jahren habe ich von der hybriden Sonnenfinsternis am 20. April 2023 erfahren. Sie sollte ringförmig beginnen und dann über einem Zipfel Australiens, Osttimors und ein paar kleineren Inseln total werden.

Osttimor ist ein kleines Land, das seit 2002 nach fast 30-jähriger indonesischer Besetzung wieder unabhängig ist. Auf portugiesisch heißt es Timor-Leste.

Doch damals schien ein Besuch in dem kleinen Land Timor-Leste weit hergeholt. Mein Papa hat mir immer gepredigt, dass die Welt zu groß sei, um nur aus einem einzigen Grund so weit weg zu fahren. Den zweiten Grund fand ich dann aber zur Weihnachtszeit in einem Werbe-Flyer von Plan International. Der pinke Werbe-Flyer hatte mich auf das Thema „Girls get Equal“ aufmerksam gemacht, bei dem Frauen aus Deutschland sich für Mädchen in der Welt einsetzen, in dem sie eine Patenschaft übernehmen. Und dabei fiel mir auf, dass auch Timor-Leste dabei war. Wo mir zunächst solche Patenschaften suspekt vorkamen und ich den Flyern von Papa nie besondere Beachtung geschenkt hatte, wurde eine Patenschaft jetzt für mich etwas Greifbares. Könnte ich mein Patenkind in Timor-Leste zusammen mit der Sonnenfinsternis besuchen? Ich bewarb mich, Papa zahlte und es kamen die ersten Bilder von meinem Patenkind Arcanjela Gloria Tilman aus den Bergen von Ainaro.

Über Corona hinweg schien es nicht mehr sicher, ob die Vorbereitungen vorangehen würden. Denn Osttimor war sehr vorsichtig und hat erst spät seine Grenzen wieder geöffnet. So war eine sonst langfristige Vorbereitung nicht möglich und wir wurden sehr unruhig. Zum Glück hat Henriette aus Hamburg von Plan International Kontakt zu ihrem Kollegen Belchior aus Dili in Timor-Leste hergestellt, was uns sehr beruhigte. Die beiden waren für uns ein wunderbares Team, denn alles funktionierte reibungslos. Am 11. April begann dann unsere Anreise nach Timor-Leste. Dorthin zu kommen ist etwas beschwerlich, denn wir sollten erst am 14. April in der Hauptstadt Dili ankommen. Zunächst einmal mussten wir von Deutschland nach Singapur fliegen. Dann nach Denpasar, wo wir den einen kompletten Tag Pause zum Anschauen der UNESCO Welterbestätten auf Bali genutzt hatten. Und dann erst weiter per Flugzeug nach Dili. Doch wir waren froh, die lange Reise auf uns genommen zu haben!

Wer auch über Bali fliegt, sollte sich ein „multiple entry“ Visum für Indonesien besorgen, sonst muss er wie wir zweimal das „Visum on arrival“ in Indonesien für 32 € bezahlen. (In Timor-Leste ist man als EU-Bürger übrigens visumsfrei!) Eine positive Überraschung schon am Flughafen Dili – die Offiziellen sind freundlich, höflich und hilfsbereit. Ungewöhnlich, vor allem wenn man nur wenige Stunden vorher indonesische Offizielle erleben musste.

Alles etwas kleiner und vor allem weniger hektisch – und das setzt sich auch in der Hauptstadt Dili fort – angenehme Unaufgeregtheit.

Eine positive Überraschung schon am Flughafen Dili – die Offiziellen sind freundlich, höflich und hilfsbereit. Ungewöhnlich, vor allem wenn man nur wenige Stunden vorher indonesische Offizielle erleben musste.

Alles etwas kleiner und vor allem weniger hektisch – und das setzt sich auch in der Hauptstadt Dili fort – angenehme Unaufgeregtheit Fünffache betrug – im Vergleich zu europäischen Preisen aber immer noch günstig. US-$ als Papiergeld und die lokalen Münzen unterliegen jedenfalls nicht so stark der sonst im asiatischen Raum weit verbreiteten Inflation.

Jeder einigermaßen gebildete Ost-Timorese scheint mindestens vier Sprachen zu sprechen – neben portugiesisch auch englisch, das in fast allen Medien präsente Bahasa („indonesisch“) und die lokale Nationalsprache Tetum. Dazu kommen noch ein bis drei lokale Dialekte – von denen es anscheinend um die 40 gibt.

Die Flagge ist überall zu sehen – nation building ist allgegenwärtig und besonders in der älteren Generation sind die Ressentiments gegenüber Indonesien groß – von dem man auf der anderen Seite von Lieferungen des täglichen Bedarfs abhängig ist.

Auch die Infrastruktur hat noch erheblichen Aufbau- bzw. Reparaturbedarf – die reichlichen Regenfallmengen haben starke Abnutzungserscheinungen ausgelöst.

Einige Strecken mit abgesenkten, unterspülten oder bis auf den Fußgängerweg weggebrochenen Fahrbahnen und reißende Flüsse mit großer Geschiebemenge lassen den Durchschnittseuropäer sehr unruhig werden. Und einige Regionen sind echt abgelegen.

Richtig bemerkt habe ich das erst, als wir zu unserer Patentochter nach Ainaro gefahren sind. Laut Google Maps sind es nur 110 Kilometer von Dili in den Süden. Doch es werden dafür 3 Stunden Fahrzeit errechnet, die bei uns sogar keinesfalls ausgereicht haben. Es war ein kleines Abenteuer, in die Berge zu fahren. Aber wir haben uns durch die ausgezeichnete Betreuung von Plan International sicher gefühlt. Roger ist der gelassenste Fahrer, den man sich vorstellen kann. Belchior hat uns so viel vom Land erklärt und es uns so schön wie möglich gemacht und Ercio ist mitgekommen, damit wir Bilder von der Reise bei Arcanjela haben.

Vor Aufregung habe ich nämlich nichts anderes machen können, als mich ausschließlich auf das Treffen zu fokussieren. Denn nach der anstrengenden Fahrt kamen wir erst nachmittags in Ainaro an. Arcanjela mit Ihren Großeltern war schon da. Sie hat uns mit einem Händeschütteln begrüßt und uns Tais um den Hals gelegt, selbstgewebte Stoffbahnen in den verschiedensten Mustern, die inzwischen immaterielles Welterbe sind. Die Farben bestimmen oft, aus welcher Gegend diese stammen.

Arcanjela ist vor kurzem erst 7 Jahre alt geworden und war sehr ängstlich – sie war noch aufgeregter als ich selbst und hat nach dem Beenden der getakteten Begrüßung angefangen zu weinen, auch weil alle auf sie eingeredet haben. Nach der Begrüßung gab es dann ein gemeinsames Essen. Es ist erst besser geworden, als Papa sie hat bestimmen lassen, was er auf seinen Teller tun soll. Dabei hat er auf Englisch gefragt und Belchior hat auf Tetum für Arcanjela übersetzt. Ich muss gestehen, es war dann richtig schön, zusammen zu essen.

 

Titelbild Ausgabe 3/2023

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