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Sternzeit-Himmel
Beobachtungshinweise für das 4. Quartal 2016

Heiko Ulbricht

Mond bei Jupiter am 28.10.2016 06h 00min

Heiko Ulbricht, Freital (Astroclub Radebeul)

Alle Zeitangaben für 51°N und 10°E!
Während der Gültigkeit der Sommerzeit ist zu allen Zeitangaben 1 h zu addieren!

Planeten

Merkur können wir im Oktober noch einige Zeit am Morgenhimmel beobachten. Er stand erst am 28.09. in einer größten westlichen Elongation mit 18°. Da sich jetzt die morgendliche Ekliptik steil über den Osthorizont erhebt, ergibt sich eine recht gute Sichtbarkeitsperiode des sonnennächsten Planeten. Er erscheint am 01.10. um 04h 36min über dem Horizont - bei einer Helligkeit von respektablen -0.8 mag. in den folgenden 5 Tagen steigt seine Helligkeit sogar noch auf -1.0 mag an! Nach dem 07.10. wird es zunehmend schwerer, den flinken Planeten am Morgenhimmel aufzusuchen. Dennoch sollte man versuchen, am Morgen des 11. Oktober die nahe Begegnung mit Jupiter zu verfolgen. Wenn sich die Sonne um 05h 50min –8° unter dem Horizont befindet, steht Merkur nur 51' nördlich des Jupiters. Allerdings stehen beide Planeten im Mittel nur etwa 3° über dem Horizont. Freie Horizontsicht und ein sehr klarer Himmel sind also Voraussetzung für eine erfolgreiche Beobachtung. Am 27.10. steht Merkur dann wieder in oberer Konjunktion zur Sonne. Eine weitere, aber sehr kurze Sichtbarkeitsperiode ergibt sich um den 11.Dezember am Abendhimmel.

Venus findet sich am Abendhimmel, ist aber noch nicht sehr auffällig. Hinzu kommt der zu dieser Jahreszeit sehr flache Winkel der abendlichen Ekliptik. Eine deutliche Zunahme ihrer Sichtbarkeit kann man dann im Dezember feststellen. Ihre Helligkeit steigt von –3.9 mag auf –4.4 mag an, der scheinbare Durchmesser wächst von 12“ auf 25“. Der beleuchtete Anteil nimmt von 85% auf 57% ab. Wenn sich in den folgenden Wochen wieder die zunehmende Mondsichel zu Venus gesellen wird, ergeben sich reizvolle Konstellationen (s. besondere Ereignisse).

Mars finden wir nach wie vor am Abendhimmel. Da die Dunkelheit immer früher einsetzt, bleibt seine Sichtbarkeitsdauer nahezu konstant, sie verbessert sich sogar wieder etwas, da er am nun wieder aufsteigenden Ast der Ekliptik entlangwandert. Seine Helligkeit nimmt weiter ab – von 0.1 mag auf 0.9 mag zum Jahresende. Am letzten Tag des Jahres sinkt er eine Viertelstunde vor 22 Uhr unter den Horizont.

Jupiter baut seine Sichtbarkeit am Morgenhimmel aus. Zunächst finden wir ihn horizontnah über dem Osthorizont. Ende des Jahres steht er bereits hoch genug für teleskopische Beobachtungen. Seine Helligkeit nimmt von –1.7 mag auf –1.9 mag zu, ebenso der scheinbare Durchmesser von 31' auf knapp 36'. Eine beeindruckende Konstellation (2.2°) ergibt sich mit der sehr schmalen Mondsichel am Morgen des 28.10., die man, je nach Wetter, nicht verpassen sollte!

Saturn kann in den ersten Tagen des letzten Quartals noch am Abendhimmel aufgespürt werden. Ende Oktober wird es schwer, den Ringplaneten noch aufzufinden. Er nähert sich immer mehr der Sonne an. Im November wird er unsichtbar, da seine Konjunktion mit der Sonne am 10.12. auf dem Programm steht. Er wandert mit ihr über den Tageshimmel und bleibt somit unseren Blicken verborgen. Erst in den allerletzten Dezembertagen lugt er wieder über den Osthorizont.

Uranus kann im letzten Quartal optimal in den Fischen beobachtet werden, denn am 15.10. kommt er in Opposition zur Sonne. Seine Helligkeit liegt bei 5.7 mag, uns trennen 2.8 Milliarden Kilometer vom Planeten. Der scheinbare Durchmesser erreicht 3.7“. Dennoch ist es heute aufgrund der Beobachtungstechniken auch für Amateure mühelos möglich, Einzelheiten auf der Planetenscheibe fotografisch nachzuweisen – sofern sie denn vorhanden sind. Am 29.12. kommt er zum zweiten Stillstand, anschießend wird er rechtsläufig. Seine Oppositionsperiode ist dann beendet.

Neptun kann in der ersten Nachthälfte im Wassermann aufgesucht werden. Der Zeitpunkt seiner Kulmination liegt vor Mitternacht. Am 20.11. endet seine Oppositionsperiode mit dem zweiten Stillstand. Er wird wieder rechtsläufig. Am Silvestertag geht er kurz vor 22 Uhr unter. In seiner Nähe finden wir Mars, der sich dem blauen Gasplaneten angenähert hat.

Pluto kann im letzten Quartal des Quartals nur noch kurzzeitig am Abendhimmel im Schützen aufgespürt werden. Am 19.10. wird er von Mars überholt. Er nähert sich weiter der Sonne an, die Konjunktion mit ihr steht am 07.01.2017 auf dem Programm.

Der Sternenhimmel

Zu Beginn des Quartals finden wir die drei bekanntesten Sternbilder des Sommers, Schwan, Leier und Adler, im hohen Südwesten. Aber noch in der ersten Nachthälfte entziehen sie sich unseren Blicken. Um Mitternacht können wir dann den herbstlichen Anblick am Firmament bewundern. Das große Viereck des Pegasus hat den Meridian bereits überschritten. Unter ihm befinden sich die nur aus lichtschwachen Sternen bestehenden Sternbilder Fische und Wassermann. Hoch über unseren Köpfen hingegen überquert die Sternenkette der Andromeda mit der bekannten Nachbargalaxie den Meridian. Die Kassiopeia, das Himmels-W, markiert in etwa den Zenit.

Schauen wir gen Osten, erklimmen sogar schon die ersten Wintersternbilder die Himmelsbühne. Der Orion geht soeben auf. Ebenso die Zwillinge. Fuhrmann und Stier finden sich im höheren Nordosten. Der Große Wagen "parkt" in seiner tiefsten Stellung über Nord, auch untere Kulmination genannt. Bis Jahresende verdrängt sodann der Winterhimmel komplett den Herbsthimmel. Wer den vollen Winterhimmel in seiner schönsten Pracht schon einmal in Augenschein nehmen will, hat Mitte November zwei Stunden nach Mitternacht die Gelegenheit dazu: der Orion und der Fuhrmann haben dann den Meridian überquert, und über Südost rücken der Kleine Hund mit Procyon und die Zwillinge mit Castor und Pollux nach. Tief über SO funkelt in allen möglichen Farben des sichtbaren Spektrums Sirius, der hellste Stern des gesamten Himmels und Hauptstern des Großen Hundes, zu uns herab.

Den gleichen Anblick haben wir dann Mitte Dezember um Mitternacht. Frühaufsteher haben im Dezember gar schon wieder die Möglichkeit - aufgrund des späten Beginns der Morgendämmerung - den kompletten Frühlingshimmel zu beobachten! Der Löwe steht im hohen Süden; über SO folgt der Bootes. Der Große Wagen hat bereits den Zenit erreicht. Dennoch darf der Anblick den Beobachter nicht darüber hinweg täuschen, dass der Winter gerade erst begonnen hat...!

Sonne

Datum Dämmerungsanfang Aufgang Kulmination Untergang Dämmerungsende
01.10. 04h 30min 06h 18min 12h 09min 17h 59min 19h 47min
15.10. 04h 54min 06h 41min 12h 05min 17h 28min 19h 16min
01.11. 05h 21min 07h 10min 12h 03min 16h 55min 18h 46min
15.11. 05h 41min 07h 34min 12h 04min 16h 34min 18h 28min
01.12. 06h 01min 07h 59min 12h 09min 16h 18min 18h 17min
15.12. 06h 15min 08h 14min 12h 15min 16h 16min 18h 16min
31.12. 06h 21min 08h 20min 12h 23min 16h 25min 18h 25min

Beginn der Sonnenrotation Nr. 2183: 2016 Oktober 20 11h 26min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2184: 2016 November 16 18h 40min
Beginn der Sonnenrotation Nr. 2185: 2016 Dezember 14 02h 17min

Mond-Phasen

Neumond Erstes Viertel Vollmond Letztes Viertel
01.10. 01h 11min 09.10. 05h 33min 16.10. 05h 23min 22.10. 20h 14min
30.10. 18h 38min 07.11. 20h 51min 14.11. 14h 52min 21.11. 09h 33min
29.11. 13h 18min 07.12. 10h 03min 14.12. 01h 06min 21.12. 02h 56min
29.12. 07h 53min      

Mond-Apsiden

Apogäum Perigäum
Datum MEZ Entfernung in km Datum MEZ Entfernung in km
04.10. 12h 02min 406096 17.10. 00h 36min 357860
31.10. 20h 27min 406661 14.11. 12h 23min 356512
27.11. 21h 08min 406553 13.12. 00h 30min 358465
25.12. 06h 54min 405868      

Besondere Ereignisse

03.10.2016
18h 20min: Mond bei Venus (4.3° nördlich)

06.10.2016
19h 00min: Mond bei Saturn (5.2° östlich)

08.10.2016
19h 00min: Mond bei Mars (6.7° nördlich)

11.10.2016
05h 50min: Merkur bei Jupiter (51‘ nördlich)

13.10.2016
06h 25min: Mond bedeckt Neptun (sichtbar in Alaska, Kamtschatka)

15.10.2016
12h 00min: Uranus in Opposition zur Sonne (5.7 mag, 18.95 AE von der Erde)
Abendhimmel/Nacht: Mond bei Uranus, Konjunktion 05h 10min am 16.10. mit 3.2°

18.10.2016
ab 20 Uhr, Nacht: Mond wandert durch die Hyaden

27.10.2016
17h 00min: Merkur in oberer Konjunktion zur Sonne

28.10.2016
06h 00min: Mond bei Jupiter (2.2° nördlich, sehenswert)

29.10.2016
14h 00min: Mars im Perihel seiner Bahn um die Sonne
18h 00min: Venus bei Saturn (3.0° südlich)

31.10.2016
09h 00min: Venus im Aphel ihrer Bahn um die Sonne

02.11.2016
17h 40min: Mond bei Saturn und Venus

03.11.2016
17h 40min: Mond bei Venus (7.5° nordöstlich)

06.11.2016
18h 00min: Mond bei Mars, 5.2° nördlich

09.11.2016
15h 23min: Mond bedeckt Neptun, sichtbar östliches Europa, Russland. In Deutschland Beginn der Bedeckung kurz vor Mond- und Neptunaufgang.
15h 17min 39s: Dritter Kontakt
15h 17min 43s: Vierter Kontakt
18 Uhr: 1.5° Abstand (schöner Anblick im Fernglas oder Teleskop!)

11.11.2016
16h 00min: Merkur im Aphel seiner Bahn um die Sonne

12.11.2016
18h 00min: Mond bei Uranus (4.8° östlich)

20.11.2016
11h 00min: Neptun Stillstand, anschließend rechtläufig

25.11.2016
04h 00min: Mond bei Jupiter (1.5° nordöstlich)

03.12.2016
17h 10min: Mond bei Venus (5.3° nördlich)

05.12.2016
17h 10min: Mond bei Mars (3.8° nordöstlich)

06.12.2016
17h 10min: Mond bei Neptun (3.0°). 1.5° Distanz um 21 Uhr (netter Anblick im Fernglas oder Teleskop!)
22h 40min: Neptunbedeckung, sichtbar im Nordatlantik, Grönland, Kanada

09.12.2016
23h 30min: Mond bei Uranus (3.4°)

10.12.2016
13h 00min: Saturn in Konjunktion zur Sonne

11.12.2016
06h 00min: Merkur in größter östlicher Elongation zur Sonne (21°)

12.12.2016
Abend/Nacht: Mond wandert duch die Hyaden

19.12.2016
08h 00min: Merkur Stillstand, anschließend rückläufig

21.12.2016
11h 45min: Astronomischer Winteranfang, Wintersonnenwende, Solstitium

22.12.2016
02h 30min: Mond bei Jupiter (7.7° westlich)

23.12.2016
02h 30 min: Mond bei Jupiter (4.7° östlich)

25.12.2016
19h 00min: Merkur im Perihel seiner Bahn um die Sonne

27.12.2016
07h 30min: Mond bei Saturn (7.4° westlich)

28.12.2016
07h 30min: Mond bei Saturn (5.8° östlich)
20h 00min: Merkur in unterer Konjunktion zur Sonne

29.12.2016
17h 00min: Uranus Stillstand, anschließend rechtläufig

 

Titelbild Ausgabe 4/2016

Dieser Text erschien in

Ausgabe 4 / 2016

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