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Astro-Praxis
Den Himmel über Demmin live erleben

Michael Danielides, Wolfgang Hamburg

Abb. 1: Die Meteorkamera AMS30 auf dem Dach des Aufgangs der Demminer Sternwarte. Die nebenstehenden Baumkronen und die Kuppel der Sternwarte stören die Aufnahmen nur minimal.

Schon seit einigen Jahren wurde in Demmin mit Himmelskamerasystemen – den sogenannten AllSky Kameras (ASC) – experimentiert. Ausgehend von der Expertise, welche an der Demminer Astronomiestation auf dem Gebiet der Polarlichtforschung zur Verfügung steht, wurden in der Vergangenheit verschiedene ASC entwickelt und getestet. Dabei galt es andere Hürden zu bewältigen, als in der arktischen Klimazone, wo man häufiger Polarlichter beobachten kann. Vor allem die hohe Luftfeuchtigkeit bereitete den Systemen aus hohen nördlichen Breiten eher Probleme. Hinzu kam, dass der Standort auf der Sternwarte der Demminer Astronomiestation keinen Internetanschluss hatte. Erst der Arbeitskreis Astronomie und Technik schaffte es kurz vor den Covid-19-Lockdowns, die Sternwarte auf der Plattform des Alten Wasserturms mit einem LAN-Anschluss zu versorgen. Das städtische Bauamt der Hansestadt Demmin richtete dann im Frühjahr 2021 einen Stromanschluss ein, der Messgeräte auf dem Dach des Aufgangs mit Strom versorgen kann. Durch die für öffentliche und schulische Veranstaltungen genutzte Plattform wären die bisherigen Stromanschlüsse nicht nutzbar gewesen. Das war der Stand im Sommer 2021, als sich die beiden Autoren und begeisterten Polarlichtjäger entschieden, in der Astronomiestation Demmin einen weiteren Standort des Allsky7 Fireball Network Europe einzurichten. Dabei ist das vorrangige Ziel dieses Netzwerkes nicht die Beobachtung von Polarlichtern, sondern die systematische und automatisierte Aufzeichnung von Meteorsichtungen.

Das europäische Feuerballnetzwerk AllSky7 wurde 2018 in Deutschland gestartet und umfasst mittlerweile Stationen in einigen europäischen Ländern und den USA. Dabei befinden sich die meisten Stationen in Zentraleuropa, den britischen Inseln und einige auf der iberischen Halbinsel. Eine Karte aller Kamerastationen und deren Netzwerkstatus kann man unter https://allsky7.net sehen. Klickt man dort auf die jeweilige Station, so erfährt man Details zur Station. Die Registerkarte Ausrüstung enthält Details zu den im Netzwerk verwendeten Kameras. In der Registerkarte Live-Ansicht ist ein Live-Bild der Kameras zu sehen. Es wird alle fünf Minuten aktualisiert. Die Wetteransicht gibt einen schnellen Überblick über die aktuellen Wetterbedingungen an allen Netzwerkstandorten.

Die Registerkarte Feuerball-Archiv zeigt eine Auswahl der spektakulärsten Feuerbälle, die von dem Netzwerk aufgezeichnet wurden. Die im AllSky7 Netzwerk verwendeten Kamerasysteme sind vom US-Amerikaner Mike Hankey entwickelt worden. Jedes System enthält sieben hochempfindliche eigenständige Kameras mit dem SONY STARVIS IMX291 CMOS-Sensor und einem 4 mm f/1.0 Objektiv. Fünf von ihnen sind horizontal in eine Höhe von ca. 25° ausgerichtet, die Kameras sechs und sieben zeigen in nördlicher und südlicher Richtung in eine Höhe von ca. 70°. Zusammen decken sie den gesamten Himmel bis zum Horizont ab. Jede Kamera hat ein Sichtfeld von ca. 45x80°. Die Kameras zeichnen einen Videostream mit 25 Bildern pro Sekunde auf. Deswegen wird nur eine Grenzhelligkeit von ca. 4 mag erreicht. Dabei ist die maximale Auflösung ca. 25 Pixel pro Winkelgrad. Das gesamte System ist recht vernünftig konzipiert. Die einzelnen Kameras werden durch Papierblenden eingehüllt und der transparente PVC-Dome ist von innen mit zwei Farbschichten bemalt. Das reduziert interne Reflexionen und den Wärmeeintrag. Die Stromversorgung erfolgt über Power-over-Ethernet (PoE), sodass das vollständige Kamerasystem nur ein CAT-6-Ethernet-Kabel benötigt, um es mit dem Basiscomputer zu verbinden. Als Computer dient jeglicher Barebone Linux-Rechner.

 

Titelbild Ausgabe 4/2021

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