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Astro-Praxis
Meteore mit einer TV-Antenne beobachten

Erik Wischnewski

Abb. 1: VHF/UHF-Antenne TechniSat Digitenne TT2 für 40 – 860 MHz. Die Richtwirkung beträgt ca. 50° (geschätzt).

Dass man Meteore mit dem bloßen Auge beobachten kann, weiß sicher jede(r). Aber dass man sie mit einfachem Equipment auch in anderen Wellenlängenbereichen und sogar am Taghimmel sehen kann, ist nicht so bekannt. Wie das geht, soll in dem nachfolgenden Artikel beschrieben werden.

Ein Staubteilchen aus dem Weltall stürzt mit hoher Geschwindigkeit auf die Erde, erhitzt und ionisiert einen schmalen Luftkanal und wir sehen aufgrund der Rekombination der Ionen eine Sternschnuppe, natürlich nur nachts und wenn der Himmel wolkenfrei ist. Während der Leuchterscheinung rekombinieren aber nur einige der Ionen, der größere Teil benötigt bis zu einige Minuten.

Dieser Ionenkanal in einer Höhe von etwa 80–100 km reflektiert bzw. streut Radiofrequenzstrahlung. Mit zunehmender Zeit wird der ionisierte Luftkanal breiter, weil die Ionen nach außen diffundieren, wodurch sich die Dichte verringert, aber die Reflexionsfläche vergrößert. Diese und weitere Faktoren beeinflussen die Radiohelligkeit des Meteorechos.

Kopfecho (head)

Kopfechos sind zeitlich sehr kurzlebig, überstreichen aber einen großen Frequenzbereich. Hierbei handelt es sich um die Koma aus ionisierter Luft, die durch Reibung oder Staudruck direkt um das Staubteilchen herum entsteht (head). Je nach Masse, Geschwindigkeit und Einfallswinkel dauert ein Kopfecho wenige Zehntel bis etwa zwei Sekunden. Überwiegt die Abbremsung durch Reibung, so nimmt die Frequenz ab. Überwiegt die Beschleunigung durch die Erdanziehung, so nimmt die Frequenz zu.

Spurecho (trail)

Diese Gruppe von Echos ist wohl die größte und interessanteste. Das Erscheinungsbild der Echos begründet sich auf mehrere Effekte der vom Meteorit hinterlassenen Ionisationsspur (trail). Dazu zählen Rekombination, Diffusion, Wind, Interferenz und andere Einflüsse. Beim Sender GRAVES (s.u.) kommen deren periodische Sendezyklen im Rhythmus von 0.8 und 4.8 Sekunden hinzu.

Der Radarsender

Da es für die Beobachtung von Meteorechos weder dunkel noch klar sein muss, können wir diese das ganze Jahr hindurch rund um die Uhr empfangen. Wir brauchen nur einen Sender und einen Empfänger. Als Sender dienen meteorologische und militärische Radarsender. Neben dem wissenschaftlichen Sender BRAMS in Belgien, der bei 49,9687 MHz sendet, gibt es vor allem den Militärsender GRAVES in Nordfrankreich, der in Richtung Süden schräg in den Himmel strahlt und den französischen Luftraum überwacht. Aber auch seine Nebenkeulen sind energiereich genug, um beobachtbare Meteorechos zu erzeugen. Werden die Radarwellen von Flugobjekten (z. B. Flugzeuge und Meteore) gestreut, so können wir diese Echos empfangen, sofern wir über eine geeignete Empfangseinrichtung verfügen.

 

Titelbild Ausgabe 4/2022

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