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Astro-Praxis
Ein neuer Himmel: Beobachtungen mit einem Nachtsichtgerät der 3. Generation

Martin Fiedler

Abb.1: Ringnebel (M57), 600mm Dobson, Smartphone. Aufnahme von Martin Fiedler

Neben den im Teil 1 erläuterten Möglichkeiten der Beobachtungen mit kleiner Brennweite, möchte ich im zweiten Teil des Artikels meine Erfahrungen bei der Nutzung des Nachtsichtgerätes an verschiedenen größeren Teleskopen schildern.

Grundsätzlich hat man mehrere Möglichkeiten mit einem NSG an einem Teleskop zu beobachten. Die unkomplizierteste Variante ist dabei die afokale Beobachtung, wobei der Beobachter einfach das Nachtsichtgerät hinter ein Okular hält bzw. mit einem Adapter fest montiert. Diese Technik ist quasi mit allen verfügbaren Geräten möglich und für solche ohne abnehmbares Objektiv auch die Einzige. Durch die Okularbrennweite wird die Vergrößerung bzw. Lichtstärke bestimmt und man kann durch die Verwendung von sehr langbrennweitigen Okularen auch an Teleskopen mit großem Öffnungsverhältnis gut beobachten. So wird an einem f/8 Gerät mit einem 55mm Okular und der 26mm Linse des NSG die entsprechende fokale Lichtstärke auf etwa f/4 halbiert. Ein großer Nachteil ist dabei aber der große und schwere Aufbau dieser Adaption – insbesondere an Teleskopen mit nicht ganz so stabilen Okularauszügen. Zudem besteht auch die erhöhte Gefahr von Streulichteinfall zwischen Okular und NSG-Objektiv.

Das OVNI-M bietet die Möglichkeit der direkten Adaption ohne Objektiv. Dafür wird ein 1,25“ Adapter montiert, der mit dem Gerät mitgeliefert wird. Diese Montage ist kurzbauend, sehr stabil und ohne die Gefahr von seitlichem Streulichteintritt. Die Brennweite bzw. Lichtstärke wird dabei durch das Öffnungsverhältnis des Teleskops selbst definiert und kann durch die Verwendung von Reducern oder Barlowlinsen noch angepasst werden. Ich habe mich nach einigen Tests für diese Variante entschieden, da uns lichtstarke Vereinsteleskope zur Verfügung stehen und insbesondere bei der für uns wichtigen öffentlichen Himmelsbeobachtung eine schnelle und stabile Adaption möglich ist. So wird einfach bei Bedarf das Nachtsichtgerät statt eines Okulares in den Auszug geklemmt. Die Scharfstellung erfolgt dabei für alle Beobachter gleich am Okularauszug und individuell mit der Dioptrieneinstellung am NSG. Die Benutzung einer Brille ist problemlos möglich.

Wie bei der Weitwinkelbeobachtung, kann auch bei der teleskopischen Verwendung des NSG mit oder ohne Filter geschaut werden. Wird ein Filter verwendet, kann dieser direkt an den 1,25“ Adapter geschraubt werden. Grundsätzlich muss man zwischen Beobachtungen ohne Filter, mit Breitband- und mit Schmalbandfilter unterscheiden.

Für die Beobachtung ohne Filter sind insbesondere flächenhelle Deep Sky Objekte wie Kugelsternhaufen oder Planetarische Nebel, stellare Objekte wie die äußeren Planeten und deren Monde, Asteroiden oder Supernovae sehr gut geeignet. Die Objektgröße muss dabei natürlich zur Brennweite des Teleskops passen. Wir verwenden zumeist ein 24“ f/3,8 GoTo Dobson-Teleskop mit etwa 2280mm Brennweite (inkl. Korrektor). Für Galaxien ergeben sich durch die geringe Empfindlichkeit des NSG im kurzwelligen Bereich des sichtbaren Spektrums allerdings Einschränkungen. So sind flächenschwache Galaxien mit hohem Blauanteil kaum oder gar nicht sichtbar, da die Hintergrundhelligkeit des Himmels über den kompletten Empfindlichkeitsbereich des NSG auch mit verstärkt wird. Hellere Galaxien wie solche in Kantenstellung oder mit hellem Kernbereich können jedoch sehr gut gesehen werden. Was ich persönlich als großen Vorteil für die öffentliche Beobachtung empfinde, ist, dass man weder dunkeladaptiert sein muss noch gezwungen wird, die Technik der indirekten Beobachtung zu verwenden. Der komplett unerfahrene Sternwartenbesucher hat damit nämlich erfahrungsgemäß größere Probleme. Für den erfahrenen Beobachter bringt der Verzicht auf die indirekte Beobachtung oft eine Verbesserung der wahrgenommenen Bildschärfe mit sich. Kleine Details, die man bei indirekter Beobachtung bestenfalls erahnen kann, sind mit direkter Erfassung im NSG besser erkennbar. Das betrifft Strukturen in Galaxien wie Dunkelbänder oder Knoten, die Monde des Neptun oder Uranus, Sterne in schwachen Kugelsternhaufen oder auch die Erkennung von Zentralsternen in Planetarischen Nebeln. Beispielsweise kann man am 600mm Dobson mit dem NSG im Ringnebel M57 fast immer 2 Sterne sicher im Nebel erkennen (Abb. 1), während man ohne NSG schon mit dem Zentralstern große Schwierigkeiten hat.

 

Titelbild Ausgabe 2/2023

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